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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Suizidprävention in der Primärversorgung – Entwicklung eines Kurzfragebogens

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Carolin Haas - Institute of General Practice and Family Medicine, University Hospital, LMU Munich, Deutschland
  • Markus Bühner - Psychological Methods and Assessment, Department of Psychology, Ludwig Maximilian University of Munich, Deutschland
  • Gabriele Pitschel-Walz - Institute of General Practice and Health Services Research, School of Medicine, Technical University of Munich, Deutschland
  • Philipp Sterner - Psychological Methods and Assessment, Department of Psychology, Ludwig Maximilian University of Munich, Deutschland
  • Jochen Stefan Gensichen - Institute of General Practice and Family Medicine, University Hospital, LMU Munich, Deutschland
  • Karoline Lukaschek - Institute of General Practice and Family Medicine, University Hospital, LMU Munich, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-19-02

doi: 10.3205/22degam108, urn:nbn:de:0183-22degam1087

Veröffentlicht: 15. September 2022

© 2022 Haas et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Hälfte der Personen mit Depression wird ausschließlich allgemeinmedizinisch versorgt. Die Prävalenz von Suizidgedanken in der Primärversorgung liegt bei 1–10%. Betroffene suchen auch in Notlagen, wie suizidale Krisen, ihre hausärztliche Praxis auf – sprechen dabei jedoch Suizidgedanken selten von sich aus an. Die Leitlinien empfehlen ein offenes und direktes Ansprechen der Suizidalität. Zudem sollten protektiven Faktoren mehr in den Fokus genommen werden.

Fragestellung: Ziel ist die Konzeption eines zeiteffizienten Kurzfragebogens – speziell für die Primärversorgung, der neben Risikofaktoren auch die jeweiligen protektiven Aspekte berücksichtigt, die Betroffene von einem Suizidversuch abhalten. Damit erhält die behandelnde Person im Rahmen der Diagnostik auch direkt Hinweise für erste Präventionsmöglichkeiten.

Methoden: Der Fragebogen unterzieht sich zunächst mehreren Anpassungszyklen. Hierfür werden kognitive Interviews zur Fragebogenentwicklung durchgeführt. Die Pilotierung (N=300 Patienten und Patientinnen) erfolgt in 50 hausärztlichen Praxen. Anhand der psychometrischen Evaluation mithilfe faktorenanalytischer Testmodelle und Überlegungen zur Inhaltsvalidität wird das Instrument gekürzt und an einer unabhängigen Stichprobe (N=300) erneut psychometrisch evaluiert. Zusätzlich wird die Akzeptanz des Fragebogens geprüft. Auf Basis eines Schwellenwertes für erhöhte Suizidalität werden Empfehlungen für die Praxis abgeleitet.

Ergebnisse: Im Rahmen des Kongresses können die Ergebnisse der kognitiven Prätestung und die Entwicklung der ersten Fragebogenversion vorgestellt werden, die sich zu diesem Zeitpunkt bis voraussichtlich Ende 2022 noch in der Pilotierung befinden wird. Wir erwarten ein psychometrisch-sauberes Kurz-Instrument zur Unterstützung der Suizidprävention bei Patienten und Patientinnen mit Depression in der hausärztlichen Praxis.

Diskussion: Erste Erfahrungswerte aus der Pilotstudie in Hinblick auf Anwendbarkeit und Umsetzbarkeit des Fragebogens als Instrument der Suizidprävention in der Primärversorgung können diskutiert werden.

Take Home Message für die Praxis: Die Allgemeinmedizin nimmt aufgrund des hausärztlichen Vertrauensverhältnisses eine zentrale Rolle in der Depressionsversorgung und damit auch in der Suizidprävention ein. Hausärzte und -ärztinnen haben als erste Ansprechpersonen eine besondere Chance, Suizidalität rechtzeitig zu erkennen und partizipativ eine adäquate (interne oder externe) Behandlung in die Wege zu leiten.