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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Liefert eine Anamnese-App zuverlässige Angaben von Patient:innen? (Projekt DASI)

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Carla Joos - Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Allgemeinmedizin, Göttingen, Deutschland
  • Klara Albrink - Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Allgemeinmedizin, Göttingen, Deutschland
  • Eva Maria Noack - Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Allgemeinmedizin, Göttingen, Deutschland
  • Frank Müller - Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Allgemeinmedizin, Göttingen, Deutschland
  • Dominik Schröder - Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Allgemeinmedizin, Göttingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-18-05

doi: 10.3205/22degam105, urn:nbn:de:0183-22degam1050

Veröffentlicht: 15. September 2022

© 2022 Joos et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Im Projekt DASI (‚Digital assistierte Informationserfassung vor der Sprechstunde‘) wurde eine App entwickelt, mit der Patient:innen mit akutem Behandlungsbedarf zu ihrem Beratungsanlass befragt werden können. Patient:innen wählen in der App zutreffende Beschwerden aus und werden durch eine dynamische Abfrage geführt, d.h. die gestellten Fragen sind teilweise abhängig von den zuvor gewählten Antworten.

Mithilfe einer digitalen Vorabanamnese können Informationen von Patient:innen zügig erfasst und im Praxisinformationssystem hinterlegt werden. Diese Vorabinformationen können die Behandlungsplanung erleichtern, Dokumentationsarbeit verringern und die Versorgung verbessern. Bislang ist allerdings unklar, ob die so von Patient:innen erhobenen Informationen verlässlich sind.

Fragestellung: Stimmen die Informationen von Patient:innen aus der selbständigen App-Eingabe mit denen aus einem persönlichen Anamnesegespräch überein? Welche Unterschiede gibt es und sind diese medizinisch relevant?

Methoden: Patient:innen mit akuten körperlichen oder psychischen Beschwerden wurden in hausärztlichen Praxen und Bereitschaftsdienstpraxen angesprochen und über die Studie aufgeklärt. Einwilligende Teilnehmer:innen erhielten ein Tablet mit der Anamnese-App, die sie selbstständig bedienten. Nach Abschluss der digitalen Anamnese wurden die Patient:innen mündlich mithilfe der App-Fragen zum Konsultationsanlass befragt.

Ergebnisse: Es nahmen 399 Patient:innen teil. Die noch laufende Auswertung fokussiert auf die Übereinstimmung der Patient:innenangaben in der App und im Gespräch. Wenn die in der App und mündlich gegebenen Antworten nicht übereinstimmen, kann dies die weitere Frageabfolge verändern oder den weiteren Fragenverlauf unbeeinflusst lassen. In beiden Fällen kann untersuchen werden, inwiefern die Nichtübereinstimmung für den Beratungsanlass relevant ist (z.B. unterschiedliche Angaben zu ‚red flags‘).

Diskussion: Digitale Tools zur Erfassung der Krankengeschichte von Patient:innen werden zunehmend eingesetzt. Meist ist jedoch ungeprüft, ob die gesammelten Informationen als verlässlich gelten können. Die patient:innenseitige Erhebung von zuverlässigen anamnestischen Informationen legt zudem den Grundstein für die Erstellung einer Synopse, in der die erhobenen Informationen im Praxisinformationssystem präsentiert werden.

Take Home Message für die Praxis: Anamnesetools können die Versorgung verbessern und den Praxisalltag entlasten. Sie müssen jedoch verlässliche Informationen bereitstellen und in der Praxis und wissenschaftlich ihren Nutzen erwiesen haben.