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Analyse der räumlichen Verteilung von ärztlichen Primärversorgungsangeboten in sozial und gesundheitlich benachteiligten Stadtteilen am Beispiel der kreisfreien Stadt Essen
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Veröffentlicht: | 15. September 2022 |
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Hintergrund: Als Großstadt inmitten eines Ballungsgebiets ist die kreisfreie Stadt Essen geprägt von einer starken sozialen Segregation und im Zuge dessen einem deutlichen Nord-Süd-Gefälle des sozialen Status‘ der Bevölkerung. Die herkömmliche Bewertung der primärärztlichen Versorgung durch das Instrumentarium der Bedarfsplanung lässt solche starken Gefälle innerhalb einer Planungseinheit häufig unberücksichtigt. Die vorliegende Studie setzt sich das Ziel, die kleinräumige Verteilung von Primärversorgungsstrukturen im städtischen Raum zu analysieren und anschließend zu visualisieren. Der Analyse der Verteilung der Versorgungsstrukturen geht eine kleinräumige Sozialraumanalyse voraus, um die Bevölkerungsstrukturen in Bezug auf soziale und gesundheitliche Determinanten darzustellen. Die abgeleiteten Bedarfe werden anschließend der Versorgungsrealität gegenübergestellt.
Fragestellung: Besteht im Bereich der Primärversorgung innerhalb von Großstädten – am Bespiel der Stadt Essen – eine lokale Unterversorgung zu Ungunsten der Patient:innen in sozial und gesundheitlich benachteiligten Stadtteilen?
Methoden: Zunächst wurden im Zuge einer Sekundärdatenanalyse soziale und gesundheitliche Ungleichheit innerhalb des Essener Stadtgebiets auf Bezirks-, Stadtteil und Quartiersebene analysiert. Die Datengrundlage für die Indikatoren 1. sozialer Status, 2. Gesundheitszustand und 3. Versorgungsdichte der tätigen Haus- und Kinderärzte findet sich in der Gesundheits- und Sozialberichterstattung der Stadt Essen sowie der „Online-Praxissuche“ der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Abschließend wurden die Ergebnisse durch Nutzung der Software ArcGIS Pro 2.6 visualisiert.
Ergebnisse: Die Ergebnisse offenbaren einen deutlichen negativen Zusammenhang zwischen Versorgungsdichte und Gesundheits- bzw. Sozialstatus. Mit einer höheren sozialen und gesundheitlichen Benachteiligung geht ein schlechterer Zugang zur Primärversorgung einher. Eine wohnortnahe Primärversorgung ist in sozial deprivierten Stadtgebieten nur eingeschränkt sichergestellt.
Diskussion: Es besteht die Möglichkeit, dass die gegebene Verteilung der Versorgungsstrukturen sogar zu einer Manifestierung der gesundheitlichen Ungleichheit beiträgt. Die bestehende Planungssystematik ist u.a. auf Grund der fehlenden Kleinräumigkeit nicht geeignet, die (drohende) Unterversorgung der Bevölkerung in benachteiligten Stadtteilen ausreichend zu adressieren.
Take Home Message für die Praxis: Die vorliegende Studie zeigt exemplarisch, dass die primärärztliche Versorgungssituation von Patient:innen in benachteiligten Regionen innerhalb einer Großstadt unzureichend ist und soziale und gesundheitliche Ungleichheiten nicht adäquat adressiert.