gms | German Medical Science

56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

COVID-19-Pandemie und Obdachlosigkeit: qualitative Befragung zu Impfzugang und -akzeptanz

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Julianna Grune - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Darius Savelsberg - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Marta Kobus - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Andreas Lindner - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit, Berlin, Deutschland
  • Wolfram J. Herrmann - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Angela Schuster - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-12-02

doi: 10.3205/22degam066, urn:nbn:de:0183-22degam0666

Veröffentlicht: 15. September 2022

© 2022 Grune et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Obdach- und wohnungslose Menschen (OWM) sind mit geringerer Lebenserwartung, höherer Prävalenz somatischer und psychischer Krankheiten und erschwertem Zugang zu Gesundheitsversorgung konfrontiert. Zudem sind COVID-19-Übertragungsraten höher und Auswirkungen von Infektionsschutzmaßnahmen (bspw. Kapazitätsreduktion in Notunterkünften/Tagestreffs) maßgeblich spürbar. Da zusätzlich viele nicht-pharmazeutische Infektionsschutzmaßnahmen von OWM nicht umgesetzt werden können (bspw. zu Hause bleiben), ist ein Fokus auf Zugang und Akzeptanz von präventiven pharmazeutischen Maßnahmen, wie der COVID-19-Impfung, in dieser vulnerablen Gruppe besonders relevant.

Fragestellung: Welche Determinantien beeinflussen Impfzugang und -akzeptanz der COVID-19-Impfung bei obdach- und wohnungslosen Menschen in Berlin?

Methoden: In Einrichtungen für OWM in Berlin wurden leitfadengestützte Interviews mit dort angetroffenen Personen geführt (August 2021–April 2022, n=20). Dafür wurden OWM zufällig, im Sinne einer Gelegenheitsstichprobe, befragt. Teilnehmende waren ausschließlich erwachsene Personen. Die Interviews wurden mit qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring analysiert. Eine Validierung der Analysen und des daraus resultierenden Theoriemodells soll mit Selbstvertretungsorganisationen im Rahmen eines Fokusgruppeninterviews erfolgen.

Ergebnisse: Im Fokus der Interviewanalyse stehen Aussagen zu vergangenen Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem, zu Vertrauen (auf individueller und struktureller Ebene) und zu den Hürden/Erleichterungen beim Zugang zu medizinischer Versorgung. Bis zum Kongress werden wir daraus ein kontextuelles Wirkgefüge ableiten, welches Impfeinstellungen von OWM darstellt und erklärt welche Ansatzpunkte zur Optimierung zukünftiger medizinischer/präventiver Maßnahmen möglich sind.

Diskussion: OWM leben am Rande der Gesellschaft und sind im öffentlichen Diskurs zu Themen wie Gesundheitsversorgung oder Coronapandemie unterrepräsentiert. Ihre medizinische Unterversorgung ist in der Coronapandemie deutlich geworden, Präventionsangebote und -strategien sind nicht auf OWM zugeschnitten. In der Wissenschaft fehlt derzeit ein Diskurs dazu. Eine inklusive und zielgruppenorientierte psychosoziale und medizinische Versorgung sollte aufgebaut werden, um OWM besser zu erreichen.

Take Home Message für die Praxis: Medizinische Versorgung OWM, spezifisch präventive Angebote, sollten ausgebaut werden.