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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

„weil wir bald in einen Versorgungsnotstand, vor allem auf dem Land, rennen werden“ – eine qualitative Studie zu Motivstrukturen von angehenden Allgemeinmediziner:innen im Rahmen des Programms ‚Beste Landpartie Allgemeinmedizin‘ (BeLA)

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Jan Gehrmann - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Fakultät für Medizin, München, Deutschland
  • Niklas Barth - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Fakultät für Medizin, München, Deutschland; LMU München, Institut für Soziologie, München, Deutschland
  • Antonius Schneider - Technische Universität München, Institut für Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Fakultät für Medizin, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-08-06

doi: 10.3205/22degam046, urn:nbn:de:0183-22degam0464

Veröffentlicht: 15. September 2022

© 2022 Gehrmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Der Hausärzt:innenmangel im ländlichen Raum stellt eine Herausforderung dar. Von Interesse ist daher wie die medizinische Versorgung nachhaltig gestaltet werden kann und wie Medizinstudierende für eine Tätigkeit auf dem Land begeistert werden können. Das Programm „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“ (BeLA) wurde entwickelt, um Nachwuchs für ländliche Regionen zu fördern und die hausärztliche Versorgung zu stärken.

Fragestellung: Wie gestalten sich die Motivstrukturen der teilnehmenden Medizinstudierenden und wie bedingt die didaktische Förderung die Bereitschaft, den Hausarztberuf im ländlichen Raum zu ergreifen?

Methoden: In regelmäßigen Abständen werden seit 2020 fortlaufend Interviews geführt, um motivationale Bindungseffekte während des Programms zu untersuchen. Die Auswertung der derzeit 33 Interviews erfolgte mittels der Grounded-Theory-Methodologie verbunden mit einer systemtheoretischen Lesart der funktionalen Analyse.

Ergebnisse: Im Material finden sich vielfältige Motive für eine Tätigkeit im ländlichen Raum. Hierbei zeigen sich verschiedene Bindungseffekte, die sowohl die Wahl Allgemeinmedizin als auch die Entscheidung zur Tätigkeit im ländlichen Raum bedingen. Gerade die Möglichkeit einer holistischen, biographischen Betreuung der Patient:innen, aber auch die Gestaltungsmöglichkeiten der eigenen Niederlassung sind prägende Motive. Diese entstehenden Vorstellungen der eigenen Tätigkeit einschließlich verschiedener Niederlassungsmotive sowie Attributionen an die Professionalität des Hausärztlichen bedingen die Entscheidungsfindung. Somit lassen sich Erzählweisen eines professionellen Selbstverständnisses im Entstehen beobachten.

Diskussion: Im Material zeigt sich die Selbstfundierung eines professionellen Selbstverständnisses. Dies interessiert nicht nur aus professionstheoretischen Gründen, sondern bietet Anlass für die Formulierung konkreter Maßnahmen, um die Attraktivität der Tätigkeit als Hausärzt:in zu erhöhen. Bedeutsam ist es, die Teilnehmenden optimal zu begleiten sowie die Vorteile der Tätigkeit und des Lebens in ländlichen Regionen erleben zu lassen, sodass diese perspektivisch eine Tätigkeit im ländlichen Raum anvisieren.

Take Home Message für die Praxis: Die Effekte einer frühzeitigen Förderung durch Programme wie BeLA zeigen, dass eine nachhaltige Anbindung von qualitativ hochwertig ausgebildeten Hausärzt:innen in ländlichen Regionen gelingen kann. Gerade die Vorstellungen der eigenen Tätigkeit sowie der Niederlassungsbereitschaft zeigen Potentiale auf, wie man dem Hausärzt:innenmangel wirkungsvoll begegnen kann.