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Wer behandelt Harnwegsinfektionen und womit wird behandelt? Eine Analyse von Routinedaten zwischen 2015–2019 im Land Bremen
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Veröffentlicht: | 15. September 2022 |
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Hintergrund: Harnwegsinfektionen gehören zu den häufigsten Behandlungsanlässen und sind neben den Infektionen der Atemwege wesentliche Ursache von Antibiotikaverordnungen. Aufgrund des Risikos von Kollateralschäden und steigender Resistenzraten werden (unter anderem in der DEGAM Leitlinie) ausdrückliche Empfehlungen gegen den Einsatz von Fluorchinolonen wie Ciprofloxacin bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen formuliert. Harnwegsinfektionen gehören zu den häufigsten Behandlungsanlässen und sind neben den Infektionen der Atemwege wesentliche Ursache von Antibiotikaverordnungen. Aufgrund des Risikos von Kollateralschäden und steigender Resistenzraten werden (unter anderem in der DEGAM Leitlinie) ausdrückliche Empfehlungen gegen den Einsatz von Fluorchinolonen wie Ciprofloxacin bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen formuliert.
Fragestellung: Welche Antibiotika werden bei der Diagnose einer Harnwegsinfektion verordnet und inwiefern unterscheiden sich die Verordnungen zwischen Hausärzt:innen und anderen Disziplinen (wie Urologie, Pädiatrie und Gynäkologie).
Methoden: Auswertung anonymisierter Daten der AOK Bremen/Bremerhaven aus dem Zeitraum 2015–2019. Die Daten umfassten demografische Daten, ambulante Diagnosen und eingelöste Rezepte auf individueller Ebene.
Ergebnisse: Die Prävalenz von Harnwegsinfektionen lag im Jahr 2015 bei 5,8% (Frauen: 9,2%, Männer: 2,5%). Von 102.715 Fällen von Harnwegsinfektionen entfielen 78,6% auf Frauen und 21,4% auf Männer, 6,0% waren jünger als 18 Jahre. Bei Frauen waren Allgemeinmediziner:innen die häufigste diagnostizierende Fachrichtung (52,2%), gefolgt von Urolog:innen (20,0%) und Gynäkolog:innen (16,1%). Insgesamt wurden am häufigsten Fluorchinolone verschrieben (26,3% aller Antibiotikaverordnungen), gefolgt von Fosfomycin (16,1%) und der Kombination aus Sulfamethoxazol und Trimethoprim (14,2%). Fluorchinolone wurden am häufigsten von Urolog:innen und Allgemeinmediziner:innen verschrieben, während Gynäkolog:innen Fosfomycin bevorzugten. Während des Untersuchungszeitraums sank der Anteil der Fluorchinolone bei den Frauen (von 29,4% auf 8,7%) und bei den Männern von 45,9% auf 22,3%.
Diskussion: Trotz eines eindeutigen Trends zu einem stärker leitlinienkonformen Verordnungsverhalten gibt es bei der Verwendung von Zweitlinienantibiotika, insbesondere Fluorchinolonen, noch Verbesserungsmöglichkeiten. Die verordneten Antibiotika unterscheiden sich zwischen den Fachgebieten deutlich.
Take Home Message für die Praxis: Evidenzbasierte Empfehlungen zur Behandlung von Harnwegsinfektionen werden zunehmend häufiger umgesetzt.