gms | German Medical Science

56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Risikofaktoren für defensivmedizinisches Handeln in der Allgemeinmedizin – ein Scoping-Review

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • presenting/speaker Christina Jana Strobel - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Dorothee Oldenburg - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Jost Steinhäuser - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-03-02

doi: 10.3205/22degam014, urn:nbn:de:0183-22degam0144

Veröffentlicht: 15. September 2022

© 2022 Strobel et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Defensives medizinisches Handeln ist ein Thema, das zum Schutz vor Über-, Unter- und Fehlversorgung zunehmend in das Bewusstsein tritt. Es birgt ein hohes Risiko negativer Folgen auf die Gesundheit unserer Patient:innen, Erhöhung der Ausgaben im Gesundheitssystem und Beeinflussung der Vertrauensbasis von Patient:in und Arzt:in.

Fragestellung: Ziel des Reviews war es, Risiken für defensivmedizinisches Handeln in der Allgemeinmedizin zu identifizieren.

Methoden: Das Review wurde in Übereinstimmung mit den PRISMA-ScR-Richtlinien durchgeführt und umfasste eine systematische Recherche in MEDLINE, Google Scholar, den Projekten auf der Internetseite der Bertelsmann Stiftung und der Zeitschrift für Allgemeinmedizin. Es wurden Artikel in englischer und deutscher Sprache ausgewertet, die zwischen dem 01. Januar 1982 und dem 15. Februar 2022 veröffentlicht wurden.

Ergebnisse: Aus den initial 780 Quellen konnten zwölf Publikationen (fünf qualitative Studien und sieben quantitative (drei Querschnitts-)Studien) für das Review einbezogen werden. In diesen wurden vier Hauptkategorien von Risiken für eine defensivmedizinische Praxis identifiziert: (Soziale) Medien, Patient:innen, die eine Konsumentenhaltung einnehmen, Arbeitsbedingungen im Gesundheitssystem und die Fähigkeit der/s Arztes:in, Unsicherheit im diagnostischen und/oder therapeutischen Prozess auszuhalten.

Diskussion: Komplexere Studiendesigns zu Risiken für ein defensivmedizinisches Handeln in der Allgemeinmedizin fehlen. Der Druck, der von den vier identifizierten Kategorien ausgeht, kann zu einem defensivmedizinischen Verhalten führen.

Take Home Message für die Praxis: Der Umgang mit dem Druck, der durch (soziale) Medien, die Konsumentenhaltung von Patient:innen, Arbeitsvorgaben sowie Unsicherheit im diagnostischen und therapeutischen Prozess entsteht, muss in der ärztlichen Aus- und Weiterbildung thematisiert und gelernt werden.