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56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

15. - 17.09.2022, Greifswald

Gesundheitsinformationen im Internet: Interesse und Nutzungsverhalten schwer psychisch kranker Patient:innen bei der Online-Suche

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christian Funke - Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Centre for Health and Society, Düsseldorf, Deutschland
  • Natalia Wege - Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Centre for Health and Society, Düsseldorf, Deutschland
  • Kerstin Viehmann - Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Centre for Health and Society, Düsseldorf, Deutschland
  • Michael Pentzek - Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Centre for Health and Society, Düsseldorf, Deutschland
  • Viviana Haas - Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Centre for Health and Society, Düsseldorf, Deutschland
  • Stefan Wilm - Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Centre for Health and Society, Düsseldorf, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 56. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Greifswald, 15.-17.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV-01-06

doi: 10.3205/22degam006, urn:nbn:de:0183-22degam0060

Veröffentlicht: 15. September 2022

© 2022 Funke et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Bei der somatischen Versorgung schwer psychisch kranker Personen (severe mental illness, SMI) gibt es Hinweise auf eine Inanspruchnahme- bzw. Versorgungslücke. Dies zeigt sich u.a. an einer erschwerten Erreichbarkeit der Betroffenen durch die Hausarztpraxis. Eine Annahme ist, dass die massive Belastung der Personen eine Fokussierung auf die psychische Erkrankung bedingt, sodass die Prävention, Diagnostik und Therapie somatischer Erkrankungen in den Hintergrund rückt. Niedrigschwellige Angebote zu Internet-Gesundheitsinformationen können von SMI-Patient:innen auch ohne Arztbesuch in Anspruch genommen werden und ggf. ihre gesundheitliche Situation bessern. Der entwickelte Fragebogen dient der Erfassung der Interessenlage von SMI-Patient:innen zu unterschiedlichen Internet-Gesundheitsinformationen.

Fragestellung: Welche Themen interessieren SMI-Patient:innen bei der Internetsuche nach Gesundheitsinformationen? Wie häufig nutzen Sie die Internetsuche?

Methoden: Aus der Literatur und dem Versorgungsalltag heraus wurde ein thematischer Fragebogen (13-Items) entwickelt. 11-Items erfassten das Interesse an unterschiedlichen Internet-Gesundheitsinformationen als vierstufige Likert-Skala (interessiert mich: gar nicht(1), kaum(2), etwas(3), sehr(4)). Nach einer Pre-Test-Phase (kognitive Interviews, expert-face-validity, Feldtest) wurde der Fragebogen von Patient:innen aus psychiatrisch-psychotherapeutischen Tages- und Rehabilitationskliniken vor Ort schriftlich und anonym beantwortet.

Ergebnisse: Folgenden Themen wurde das größte Interesse entgegengebracht: Schlaf, Entspannung und Ernährung (ngesamt=206; w=49,5%; 18–48 Jahre=53,4%). Tendenziell zeichnete sich bei jüngeren Patient:innen ein höheres Interesse an Internet-Gesundheitsinformationen ab als bei älteren Patient:innen. Das Interesse an gezielten Vorbereitungen von Arztbesuchen hatte einen relativ geringen Stellenwert bei den Befragten. Während 22,8% der Teilnehmenden angaben, Gesundheitsinformationen im Internet mindestens einmal pro Woche zu suchen, gaben 16,5% an, dies niemals zu tun.

Diskussion: Das Interesse an Internet-Gesundheitsinformationen variiert themenspezifisch, wird jedoch generell von den SMI-Patient:innen als hoch eingestuft. Die Berücksichtigung der Interessenlage von SMI-Patient:innen könnte bei der Gestaltung spezifischer Online-Informationsangebote zu Gesundheitsthemen hilfreich sein.

Take Home Message für die Praxis: Auf individueller Ebene finden die Beratung und die Weitergabe patientengerechter Informationen Tag für Tag in der Hausarztpraxis statt. Für Personen mit reduzierter Erreichbarkeit durch die Hausarztpraxis stellen Internet-Gesundheitsinformationen ein zusätzliches und für SMI-Patient:innen interessantes Angebot zur Verbesserung der somatischen Versorgung dar.