gms | German Medical Science

55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Aktualisierung der DEGAM-S3-Leitlinie ‚Akuter und chronischer Husten‘ Was gibt’s Neues?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Karen Krüger - Charité Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Sabine Gehrke-Beck - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Christoph Heintze - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland
  • Felix Holzinger - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocSYM-02-01

doi: 10.3205/21degam258, urn:nbn:de:0183-21degam2582

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Krüger et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Husten ist einer der häufigsten Beratungsanlässe in der hausärztlichen Praxis. Die DEGAM-S3-Leitlinie Nr. 11 „Akuter und chronischer Husten“ wurde aktualisiert und Anfang 2021 verabschiedet.

Fragestellung: Vor der Aktualisierung wurden zentrale klinische Leitfragen mit Fokus auf die hausärztliche Versorgung erarbeitet. Diese umfassten neben der evidenzbasierten Diagnostik und Therapie beim Symptom Husten auch die hausärztliche Beratung und das Vermeiden von Überversorgung.

Methoden: Es wurde eine systematische Literaturrecherche nach nationalen und internationalen Leitlinien und systematischen Reviews durchgeführt. Die Evidenz wurde nach AGREE und AMSTAR bewertet. Wenn aggregierter Evidenz zur Beantwortung einer Leitfrage nicht ausreichend war, wurden zusätzlich Primärstudien einbezogen. Für die aktualisierten Empfehlungen erfolgte eine strukturierte Konsensfindung mittels eines nominalen Gruppenprozesses mit den anderen beteiligten Fachgesellschaften im Rahmen einer Online-Konsensuskonferenz.

Ergebnisse: In Bezug auf die Differentialdiagnostik des akuten infektbedingten Hustens werden insbesondere Empfehlungen zu Kommunikations- und Verordnungsstrategien sowie Labordiagnostik mit dem Ziel einer Reduktion von unnötigen Antibiotikaverordnungen kritisch diskutiert. Zudem befasst sich die Leitlinie mit der strukturierten Abklärung und probatorischen Therapieansätzen eines chronischen Hustens sowie dem Umgang mit ungeklärtem und refraktärem chronischen Husten. Dabei ist die Patientenaufklärung und -edukation von großer Bedeutung, da die Evidenz für medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapieansätze schwach ist.

Diskussion: Shared decision making, delayed prescribing und Labordiagnostik können (ggf. auch kombiniert) dazu beitragen, unnötige Antibiotikatherapien bei akutem Husten weiter zu reduzieren. Beim chronischen Husten ist eine klar strukturierte Diagnostik inklusive probatorischer Therapien notwendig. Aufklärung und Beratung unterstützen das Management der Erkrankung. Bei unklar bleibendem und refraktärem Husten sollten die verfügbaren Therapieoptionen mit dem Patienten besprochen und potenzieller Nutzen und Schaden gegeneinander abgewogen werden.

Take Home Message für die Praxis: Die DEGAM-Leitlinie „Akuter und chronischer Husten“ hat eine hohe Relevanz für den primärärztlichen Alltag. Neben der Verminderung von Überversorgung durch unnötige Antibiotikagaben bei Infekten der oberen Atemwege wird auch eine mögliche Unterversorgung von langbestehendem chronischem Husten adressiert.