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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Diagnose Sexismus

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Christine Botscharnikow - Uniklinik Freiburg, Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • Petra Jung - Uniklinik Freiburg, Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • Uta Zipfel - Uniklinik Freiburg, Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP-06-05

doi: 10.3205/21degam212, urn:nbn:de:0183-21degam2125

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Botscharnikow et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Der Anteil weiblicher Medizinstudierender ist in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich angestiegen. Dennoch spiegelt sich dieser Trend bisher nicht in den Führungsebenen der ärztlichen Berufsfelder wider. Sexismus, also die Diskriminierung des weiblichen Geschlechts, kann bereits in der ärztlichen Ausbildung eine wichtige Rolle bei der Zementierung ungleicher Machtgefälle spielen. Die Bandbreite der Auffälligkeiten ist groß und reicht von zunächst harmlos erscheinenden Bemerkungen bis hin zu physischer Belästigung. Hierarchien und Abhängigkeitsverhältnisse verhindern oft, dass Betroffene die Missstände anzeigen.

Im Rahmen des Projekts "DETECT – Gegen rassistische und sexistische Diskriminierung in der ärztlichen Ausbildung" des Freiburger Instituts für Allgemeinmedizin wurden Ergebnisse einer auf studentische Initiative hin durchgeführten Studie mit dem Titel "Diagnose Sexismus" ausgewertet.

Fragestellung: Ziel der Untersuchung war es, die verschiedenen Formen sexistischer Diskriminierung in der studentischen Ausbildung sichtbar zu machen und somit die Grundlage für einen öffentlichen Diskurs zu schaffen.

Methoden: Die von der Fachschaft Medizin Freiburg ausgehende Befragung basiert auf einem vornehmlich qualitativen Fragebogen. Dieser erfragt, welche Formen sexistischer Diskriminierung Studierenden während ihrer Ausbildung erlebt haben und welche Reaktionen darauf sie beobachteten.

Die Befragung erfolgte online mittels SoSciSurvey. Alle Medizinstudierenden der Universität Freiburg wurden durch Social-Media-Kanäle zu einer Teilnahme an der Studie aufgefordert. Die Auswertung der Ergebnisse erfolgt mit Hilfe von MAXQDA.

Ergebnisse: 90 komplett oder teilweise ausgefüllte Fragebögen schaffen einen Überblick über die Formen und Konsequenzen sexistischer Diskriminierung im Medizinstudium. Die Studie zeigt, dass sexistische Diskriminierung in erster Linie weibliche Studierende betrifft und mit großer Varianz in Erscheinung tritt. Verbale Ausfälligkeiten werden ebenso berichtet wie ungleiche Bewertungen erbrachter Leistungen, die Reduzierung auf äußerliche Merkmale, aber auch sexuelle Anzüglichkeiten. Aus Angst vor negativen Konsequenzen werden die meisten der Vorkommnisse schweigend hingenommen.

Diskussion: Sexistische Diskriminierung ist im Medizinstudium häufig und kann für die Betroffenen sehr belastend sein. Alle an der Lehre Beteiligten sollten für die Problematik sensibilisiert werden.

Take Home Message für die Praxis: Sexismus im Medizinstudium ist allgegenwärtig und macht ein hohes Maß an Zivilcourage erforderlich.