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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Einschätzungen zur Verbesserung der Palliativversorgung: allgemein versus spezialisiert – ambulant palliativversorgende Hausärzte (AAPV- vs. SAPV-Hausärzte)

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Kathleen Stichling - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Sven Schulz - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Antje Freytag - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP-04-03

doi: 10.3205/21degam198, urn:nbn:de:0183-21degam1984

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Stichling et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Hausärzte gelten als Hauptträger der allgemeinen ambulanten Palliativversorgung (AAPV). Nur ein kleiner Teil der Palliativpatienten benötigt spezialisierte ambulante Versorgung (SAPV). Dennoch nahmen zuletzt Angebot und Inanspruchnahme der SAPV stark zu, während Angebot und Inanspruchnahme von AAPV stagnierten. Diese Entwicklung scheint angesichts des prognostizierten steigenden palliativmedizinischen Bedarfs suboptimal. Daher ist es lohnend, Erfahrungen von Hausärzten als Hauptträger der Palliativversorgung an der Schnittstelle zur SAPV besser zu verstehen.

Fragestellung: Welche Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge äußern (allgemein und spezialisiert) palliativversorgend tätige Hausärzte in Bezug auf die palliativmedizinische Patientenversorgung allgemein und an der Schnittstelle zur SAPV?

Methoden: Querschnittliche Befragung von Hausärzten. Quantitative Analyse von 1.144 Fragebögen zu Verbesserungsvorschlägen und qualitative Analyse von 187 Freitextkommentaren. Auswertung der Kommentare von Hausärzten, die eine Mitarbeit in einem SAPV-Teamangaben (SAPV-Hausärzte), vs. alle anderen Hausärzte (AAPV-Hausärzte).

Ergebnisse: Fragebogenrücklauf: 19,1% (n=1144), davon waren 10,3% (n=118) SAPV-Hausärzte. Insgesamt wurden 187 (16,4%) Freitextantworten verfasst; davon n=30 von SAPV-Hausärzten. Eine bessere Qualifikation ambulanter Pflegedienste wurde am häufigsten (91,7%) als Verbesserungsvorschlag genannt. 100% der SAPV-Hausärzte, die eine Freitextantwort gaben, sahen eine Notwendigkeit im Ausbau von SAPV-Kapazitäten. Die Freitextkommentare adressierten vielschichtige Dimensionen hausärztlich erlebter Palliativversorgung: Hausärzte betonen ihre zentrale Rolle; die Beurteilung der SAPV-Einbindung variiert von Ressource bis zur hausärztlichen Ausgrenzung aus der Versorgung und Kompetenzabschreibung. Kritik an einer zunehmenden Spezialisierung wurde ausschließlich von AAPV-Hausärzten geäußert.

Diskussion: SAPV-Einführung begünstigte eine Verschiebung des hausärztlichen Rollenverständnisses. Diese drückt sich in dem Spektrum eigens ausgeübter Palliativversorgung (von keiner Ausübung bis hin zur Mitarbeit in einem SAPV-Team) und der SAPV-Nutzung aus. Problemlösungen werden von AAPV-Hausärzten neben besser qualifizierten ambulanten Pflegediensten primär in einer Vermeidung von Ausgrenzung aus der Versorgung sowie Vernetzung aller Akteure gesehen.

Take Home Message für die Praxis: Für eine effiziente Palliativversorgung gilt es, die AAPV zu stärken. Dabei müssen die unterschiedlichen Interessen von AAPV- und SAPV-Hausärzten explizit in den Blick genommen werden.