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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Forschungsbeteiligung von Hausärzt*innen: Vergleich zwischen Zufallsstichprobe und Lehrarztstichprobe

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Michael Pentzek - Heinrich-Heine-Universität, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Deutschland
  • Verena Baumgart - hsg Hochschule für Gesundheit, Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften, Deutschland
  • Flora-Marie Hegerath - Ruhr-Universität, Abteilung für Allgemeinmedizin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP-03-07

doi: 10.3205/21degam195, urn:nbn:de:0183-21degam1954

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Pentzek et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Für die Rekrutierung von Hausärzt*innen für Forschungsprojekte greifen allgemeinmedizinische Institute zuweilen auf die eigenen Lehrarztpraxen zurück. Dabei ist unklar, ob die Teilnahmemotivation bei Lehrärzt*innen wirklich größer ist als bei Hausärzt*innen ohne universitäre Lehranbindung.

Fragestellung: Unterscheidet sich die Beteiligung an einer wissenschaftlichen Umfrage zwischen zufällig ausgewählten Hausärzt*innen und den Lehrärzt*innen von vier Universitäten?

Methoden: Eine fünfseitige Umfrage (Thema: Gedächtnistests in der Hausarztpraxis) wurde postalisch an n=400 zufällig ausgewählte Hausärzt*innen der KV-Region Nordrhein versendet. Eine Einladung zu der gleichen Umfrage (hier online auszufüllen) wurde von vier allgemeinmedizinischen Instituten per E-Mail oder Fax an alle ihre hausärztlichen Lehrärzt*innen (n=589) versendet. Als erfolgte Teilnahme galt ein eingegangener Fragebogen mit >=90% Itemresponse. Der Einfluss der Stichprobenzugehörigkeit auf die Teilnahme wurde per logistischer Regression berechnet.

Ergebnisse: Lehrärzt*innen nahmen deutlich seltener an der Umfrage teil (18,9%) als die Hausärzt*innen der Zufallsstichprobe (59,5%). Dieser Effekt ist unabhängig vom Geschlecht und der Interaktion aus Geschlecht*Stichprobe signifikant (OR 7,06; 95% CI 4,81-10,37; p<0,001). Auf der zentralen inhaltlichen Variable (Anwendung von Gedächtnistests ja/nein) unterscheiden sich Lehrärzt*innen und die Zufallsstichprobe übrigens nicht überzufällig voneinander (Χ² (df=1)=3,07; p=0,080).

Diskussion: Die Beteiligung an einer Umfrage war unter zufällig ausgewählten Hausärzt*innen mehr als dreimal höher als unter Lehrärzt*innen. Der bestehende Lehrkontakt zur Universität war offenbar nicht mit einer höheren Teilnahmemotivation verbunden. Einschränkend ist zu sagen, dass sich auch Einladung (Mail/Fax vs. Post) und Durchführung (Online vs. Papier) zwischen den Stichproben unterschied, so dass unklar bleibt, ob die Zugehörigkeit zur Lehrarztstichprobe an sich oder der Befragungsmodus die geringere Beteiligung bedingt hat. Zudem können wir nur Aussagen zur Teilnahme an einer Umfrage, nicht aber an anderen Studientypen machen.

Take Home Message für die Praxis: Bei der Rekrutierung für Forschungsprojekte könnte die Erwartung einer hohen Teilnahmequote unter Lehrärzt*innen enttäuscht werden. Ein Fokus auf bisher noch nicht universitär angebundene Hausärzt*innen kann sich dagegen lohnen.