Artikel
Prävalenz, Migrationsstatus und sozioökonomische Lage hausärztlich behandelter COVID-19-Patient*innen – Erhebung eines Bremer Qualitätszirkels
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 17. September 2021 |
---|
Gliederung
Text
Hintergrund: Internationale Studien legen einen Zusammenhang zwischen niedrigem Sozialstatus und Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit einerseits und dem Outcome von Infektionen mit Covid-19 nahe.
Fragestellung: Ist der soziökonomische Einfluss und die Zugehörigkeit zu einer ethnischen Minderheit mit einem erhöhten Risiko für eine Infektion mit Covid-19 auch auf Praxisebene darstellbar?
Methoden: Retrospektive Beobachtungsstudie in 6 hausärztlichen Praxen. Bei allen Patient*innen mit symptomatischer COVID-19-Infektion wurden Alter, Geschlecht, Erkrankungsverlauf und Migrationshintergrund erhoben. Der zeitliche Verlauf der verschiedenen Pandemie-Wellen wurde beobachtet, Korrelationen zwischen Migrationshintergrund und regionalem Durchschnitts-Einkommen und Inzidenz wurdenberechnet.
Ergebnisse: 448 symptomatische Patient*innen wurden erfasst. Die Praxis-Inzidenz lag durchschnittlich bei 26,9/1.000 Patient*innen im Quartal, das Alter bei 42,4 Jahren, der Frauen-Anteil bei 50,9%. 44,2% der Patient*innen hatten einen Migrationshintergrund. In Bezug auf Migrationshintergrund wie auch in der Praxis-Inzidenz war eine starke Streuung unter den Praxen zu beobachten. Es fand sich ein hoch signifikanter Zusammenhang zwischen regionalem Durchschnittseinkommen und Migrationshintergrund auf der einen und der Praxis-Inzidenz auf der anderen Seite.
Diskussion: Auch in einer kleinen Praxisstudie konnte eine starke Assoziation zwischen Durchschnittseinkommen und Migrationshintergrund mit der Inzidenz symptomatischer COVID-19-Erkrankungen dokumentiert werden. Diese Assoziation unterstützt die Bestrebungen von Interventionen in den betroffenen Stadtteilen um zu einer Verringerung der Krankheitslast beizutragen.
Take Home Message für die Praxis: Akute Erkrankungen können durch die Auswertung der Praxissoftware auch in kleinem Rahmen mit vergleichsweise geringem Arbeitsaufwand erhoben werden. Sozioökonomische Aspekte wie Einkommen und Migrationsstatus scheinen das Risiko einer Covid-19-Erkrankung zu beeinflussen.