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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Psychosoziale Unterstützungsmaßnahmen für Eltern und erwachsene Kinder am Lebensende – Delphi-Studie zur Konsentierung einer Handlungsempfehlung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Franziska A. Herbst - Medizinische Hochschule Hannover, Arbeitsgruppe Palliativversorgung, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Laura Gawinski - Medizinische Hochschule Hannover, Arbeitsgruppe Palliativversorgung, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Nils Schneider - Medizinische Hochschule Hannover, Arbeitsgruppe Palliativversorgung, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Stephanie Stiel - Medizinische Hochschule Hannover, Arbeitsgruppe Palliativversorgung, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP-03-02

doi: 10.3205/21degam190, urn:nbn:de:0183-21degam1907

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Herbst et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Psychosoziale Interventionen sind wichtig, um Lebensqualität und Belastungen unheilbar erkrankter und sterbender Patient*innen und ihrer Angehörigen zu adressieren. Spezifische Maßnahmen für (1) unheilbar erkrankte erwachsene Kinder und ihre Elternteile sowie (2) unheilbar erkranke Elternteile und ihre erwachsenen Kinder fehlen.

Fragestellung: Ziel des Beitrags ist, den Delphi-Prozess zur Konsentierung praxisnaher Handlungsempfehlungen nachzuzeichnen und Schlussfolgerungen für die Versorgungspraxis abzuleiten.

Methoden: Im Projekt Dy@EoL (2017-20, BMBF-Förderkennzeichen: 01GY1711) wurden auf Grundlage qualitativer Interviews mit Patient*innen und Angehörigen aus einer vorangegangenen Projektphase 21 Handlungsempfehlungen entwickelt. Vertreter*innen der spezialisierten Palliativ- und Hospizversorgung sowie Hausärztinnen und -ärzte wurden gebeten, Relevanz und Machbarkeit der Empfehlungen auf einer 4-stufigen Likert-Skala zu bewerten und Verbesserungsvorschläge zu äußern (06–07/2020). Ein Konsens über eine Empfehlung wurde erreicht, wenn 80% der Teilnehmenden Relevanz und Machbarkeit mit „stimme voll zu“ oder „stimme eher zu“ bewerteten.

Ergebnisse: Die Teilnahmequote in Delphi-Runde 1 lag bei 43% (n=33/77), in Runde 2 bei 82% (n=27/33). Konsens wurde in Runde 1 zu allen Empfehlungen des Kernthemas „Unterstützung und Entlastung“ erzielt (z.B. zum Eruieren von Sorgen im hausärztlichen Gespräch). Zwei Empfehlungen konnten in Runde 1 nicht konsentiert werden: (i) die begrenzte verbleibende Zeit in Situationen am Lebensende wurde als hinderlich für Biographiearbeit betrachtet; (ii) eine Erklärung wurde vermisst, dass Gespräche über familiäre Kommunikationsmuster nur dann anzubieten seien, wenn diese Muster als belastend empfunden werden. Alle 21 Empfehlungen wurden nach zwei Runden konsentiert.

Diskussion: Die Empfehlungen bieten Hinweise für spezifische psychosoziale Unterstützungsmaßnahmen für Eltern und erwachsene Kinder am Lebensende. Sie beinhalten u.a. Empfehlungen zur hausärztlichen Unterstützung im Rahmen von Familiengesprächen, informieren über weiterführende Versorgungsangebote und werden als Broschüre auf dem Kongress zur Verfügung gestellt.

Take Home Message für die Praxis: Die Handlungsempfehlungen richten sich an Palliativteams sowie an Hausärztinnen und -ärzte und können u.a. im Rahmen der psychosomatischen Grundversorgung von Eltern und erwachsenen Kindern in Situationen am Lebensende eingesetzt werden.