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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Auftreten von Komponenten des ‚Post Intensive Care‘-Syndroms (PICS) in einer multizentrischen Studie mit deutschen Sepsis-Überlebenden

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Robert Philipp Kosilek - LMU Klinikum, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Konrad Schmidt - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Institut für Allgemeinmedizin, Berlin, Deutschland; Universität Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Sebastian Edgar Baumeister - Universität Münster, Institut für Versorgungsforschung in der Zahnmedizin, Münster, Deutschland
  • Jochen Gensichen - LMU Klinikum, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • SMOOTH Study Group - LMU Klinikum, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland; Universität Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP-01-05

doi: 10.3205/21degam181, urn:nbn:de:0183-21degam1818

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Kosilek et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Das „Post Intensive Care“ -Syndrom (PICS) ist eine Kombination aus Beeinträchtigungen in den Bereichen kognitive, psychische und körperliche Gesundheit, welche bei Überlebenden einer kritischen Erkrankung und nach einer intensivmedizinischen Behandlung auftreten können. Es gibt nur wenige Langzeitdaten über das Auftreten der assoziierten Beeinträchtigungen.

Fragestellung: Es soll das Auftreten der assoziierten Beeinträchtigungen im Sinne des PIC-Syndroms untersucht werden.

Methoden: Deskriptive statistische Analyse der Daten von 289 Sepsis-Überlebenden aus einer multizentrischen randomisierten kontrollierten klinischen Studie, die zwischen 2011 und 2014 in Deutschland durchgeführt wurde. Beeinträchtigungen im Rahmen von PICS (Depression, PTBS, kognitive Störungen, chronische Schmerzen, neuropathische Symptome, Dysphagie) während des Beobachtungszeitraums von 24 Monaten werden verwendet, um das Auftreten von PICS-Komponenten in drei Klassifikationsmodellen zu untersuchen.

Ergebnisse: Insgesamt wiesen 5,2% der Teilnehmer zu Beginn des Beobachtungszeitraums keine der assoziierten Beeinträchtigungen auf, am Ende sank dieser Anteil weiter auf 1,0%. Der Großteil der Teilnehmer zeigte während des Beobachtungszeitraums 2–3 der oben genannten 6 Beeinträchtigungen. Die Gesamthäufigkeit der Beeinträchtigungen in der syndromalen Betrachtung der 3 Bereiche von PICS variierte je nach Klassifikationsmodell zwischen 32,9% und 98,6%.

Diskussion: Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass fast alle Sepsis-Überlebenden in dieser Studie in mindestens einem gesundheitlichen Bereich mit PICS assoziierte Beeinträchtigungen aufwiesen, wobei die Häufigkeit der PICS-Komponenten in der syndromalen Betrachtung in Abhängigkeit von den vorgeschlagenen Klassifikationskriterien stark variierte.

Take Home Message für die Praxis: Überlebende einer kritischen Erkrankung und intensivmedizinischer Behandlung leiden häufig in der Folge an verschiedenen körperlichen und seelischen Beeinträchtigungen, welche jedoch mitunter in der allgemeinmedizinischen Grundversorgung nicht ausreichend erkannt und behandelt werden. Konzepte wie das PIC-Syndrom können dazu beitragen, die gezielte Nachsorge zu optimieren.