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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Die ambulante Versorgung onkologischer Patienten unter Pandemiebedingungen. Erfahrungen und Sichtweisen von Onkologen mit Fokus auf die Rolle von Hausärzten

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Jan Philip Weber - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Stephanie Stiel - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Nils Schneider - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocP-01-04

doi: 10.3205/21degam180, urn:nbn:de:0183-21degam1803

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Weber et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Die Versorgung von Patienten mit unheilbaren Krebserkrankungen erfolgt auch ambulant durch niedergelassene Onkologen, wobei je nach Krankheitssituation und Patientenbedürfnissen die hausärztliche (Mit-)Versorgung eine wesentliche Rolle spielt. In der COVID-19-Pandemie stand die interdisziplinäre Versorgung vor besonderen Herausforderungen.

Fragestellung: Welche Erfahrungen haben niedergelassene Onkologen bei der Versorgung von Patienten mit unheilbaren Krebserkrankungen in der COVID-19-Pandemie gemacht? Wie wurde die Zusammenarbeit mit Hausärzten und anderen Versorgern erlebt?

Methoden: 13 niedergelassene Onkologen aus sieben Bundesländern wurden in der Zeit von September bis Oktober 2020 leitfadengestützt telefonisch interviewt. Die Tonbandaufzeichnungen wurden verbatim transkribiert und mittels MAXQDA nach Kuckartz qualitativ-inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Studie ist Teil des BMBF-Projekts „Nationale Strategie für Palliativversorgung in Pandemiezeiten (PallPan)“ im Rahmen des Nationalen Forschungsnetzwerks der Universitätsmedizin zu COVID-19.

Ergebnisse: Aus Sicht der interviewten Onkologen konnten Haus- und Fachärzte sowie Krankenhäuser und Hospize die Versorgung ihrer unheilbar onkologisch erkrankten Patienten aufrechterhalten. Infektionsschutzmaßnahmen haben allerdings zu erheblichen Mehrbelastungen durch personelle und räumliche Anpassungen in den Praxen, Materialaufwendungen sowie Kommunikationseinschränkungen gegenüber Patienten und deren Angehörigen geführt. Abgesehen von einzelnen Verzögerungen behielten Hausärzte ihre Überweisungspraxis bei und unterstützten ambulante onkologische Therapien u.a. durch wohnortnahe Blutentnahmen und Übermittlung von Untersuchungsergebnissen. Auch die Zusammenarbeit mit anderen Fachärzten und die Aufnahme von Patienten in Krankenhäuser und Hospize gelang.

Diskussion: Die Befunde dieser qualitativen Studie deuten darauf hin, dass die ambulante Versorgung von Patienten mit unheilbaren onkologischen Erkrankungen in der ersten Hochphase der Pandemie weitestgehend aufrechterhalten werden konnte, obwohl die zusätzlichen Belastungen durch Infektionsschutzmaßen erheblich waren. Die regionalen Netzwerke von Onkologen, Hausärzten, Krankenhäusern und Hospizen wurden als tragfähig und flexibel empfunden. Probleme werden eher bezüglich der Zusammenarbeit mit übergenordneten Instanzen wie Gesundheitsämtern berichtet.

Take Home Message für die Praxis: Hausärzte haben auch unter Pandemiebedingungen ihre tragende Rolle bei der (Mit-)Versorgung von Patienten mit unheilbaren Krebserkrankungen bestätigt. Ihre Erfahrungen sollten genauso wie die anderer Praktiker (Onkologen, Krankenhäuser, Hospize) genutzt werden, um die interdisziplinäre und intersektorale Palliativversorgung z.B. in Pandemieplänen zu verankern.