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Höherer chronischer Stress und weniger zufriedenstellende Hausarztkontakte bei Patient*Innen mit Migrationshintergrund und Arbeitslosigkeitserfahrung
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Veröffentlicht: | 17. September 2021 |
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Hintergrund: Arbeitslosigkeitserfahrung ist mit einer höheren Prävalenz chronischer Krankheiten und frühzeitiger Mortalität assoziiert. In Europa waren 2020 7.4% und in Deutschland 4,4% der Einwohner arbeitslos. Laut OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) sind im Ausland Geborene häufiger arbeitslos als Einheimische. Es gibt nur wenige Daten über Zusammenhänge von Arbeitslosigkeit, Migrationshintergrund und hausärztlicher Versorgung.
Fragestellung: Welche Erfahrungen und Wünsche haben Hausarztpatienten mit/ohne Migrationshintergrund und Arbeitslosigkeitserfahrung bzgl. der Arzt-Patient-Kommunikation?
Methoden: General Practice Care-1 (GPCare-1) ist eine Fragebogenerhebung, die im Sommer 2020 durchgeführt wurde. Diese erfasste die Prävalenz psychosozialer Belastungen von Hausarztpatienten im erwerbsfähigen Alter und Kommunikationserfahrungen mit dem Hausarzt. Zusätzlich wurden Daten aus der repräsentativen „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS1); (n=5:938) zu Hausarztkontakten, chronischer Erkrankung und chronischem Stress ausgewertet. Daten wurden stratifiziert nach Arbeitslosigkeit in den letzten 5 Jahren und Migrationshintergrund analysiert.
Ergebnisse: Im DEGS1 hatten 21,5% der Teilnehmer in den letzten fünf Jahren Arbeitslosigkeit erfahren (n=1:170). Von diesen hatten 31,6% einen Migrationshintergrund (n=248). Im Vergleich zu Personen mit Arbeitslosigkeitserfahrung ohne Migrationshintergrund wiesen diejenigen mit Migrationshintergrund höhere Werte für chronischen Stress auf (Mittelwert: 14,32 vs. 13,13, p=0,02), während die Prävalenz chronischer Erkrankungen geringer war (21,7% vs. 30,2%, p=0,03). Arbeitslose Personen mit Migrationshintergrund hatten seltener einen Hausarzt (83,6% vs. 90%, p=0,02), während die Anzahl der Hausarztbesuche ähnlich war (Mittelwert: 3,7 vs. 3,3). In GPCare-1 hatten 28,8% jemals Arbeitslosigkeit erlebt (n=215 von 813). Davon hatten 60 Personen einen Migrationshintergrund (28,7%). Sie berichteten signifikant seltener, genügend Raum für persönliche Belange im Arztgespräch zu haben (46,6% vs. 58,2%; p=0,03). Auch fühlten sie sich seltener hinsichtlich psychosozialer Belastungen ernst genommen (50,9% vs. 73,8%; p<0,01).
Diskussion: Arbeitslosigkeit und Migrationshintergrund sind mit chronischem Stress und niedriger Zufriedenheit hinsichtlich des Arzt-Patient-Gesprächs assoziiert.
Take Home Message für die Praxis: Allgemeinmediziner sollten Personen mit Arbeitslosigkeitserfahrung, insbesondere solche mit Migrationshintergrund, als Risikogruppe wahrnehmen und in der Kommunikation die sozialen Themen speziell adressieren.