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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Ärzte als Patienten: die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens durch Ärzte

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Sven Schulz - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Franziska Meißner - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Florian Wolf - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Antje Freytag - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-31-01

doi: 10.3205/21degam171, urn:nbn:de:0183-21degam1717

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Schulz et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Ärzte haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung eine allgemein höhere medizinische Kompetenz und einen erleichterten Zugang zu Leistungen des Gesundheitssystems. Die wenigen vorhandenen internationalen Studien zeigen, dass sie eine geringere Inanspruchnahme im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung aufweisen. Gleichzeitig ist bekannt, dass Ärzte entgegen vorhandenen Empfehlungen selten einen eigenen Hausarzt haben und in erhöhtem Maß Selbstbehandlung durchführen. Systematische Untersuchungen zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens durch Ärzte liegen für Deutschland bisher nicht vor.

Fragestellung: Wie unterscheidet sich die Inanspruchnahme ambulanter ärztlicher Leistungen und ambulant verschriebener Arzneimittel zwischen GKV-versicherten Ärzten und der GKV-versicherten Allgemeinbevölkerung am Beispiel Thüringens?

Methoden: Retrospektive Kohortenstudie mit Querschnittsvergleichen auf der Basis von Routinedaten. Datengrundlage sind ambulante ärztliche Leistungs- und Diagnosedaten sowie ambulante Arzneiverordnungsdaten des Jahres 2019. Eingeschlossen wurden GKV-versicherte Ärzte (zugelassen, angestellt, ermächtigt in der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen per 31.12.2019) sowie eine alters- und geschlechts-stratifizierte, im Verhältnis 1:10 gezogene Stichprobe von GKV-Versicherten mit Wohnort in Thüringen. Weiteres Einschlusskriterium für die Mitglieder der Studienpopulation war mindestens ein dokumentierter ambulanter ärztlicher Kontakt im Jahr 2019. Es erfolgen deskriptive und inferenzstatistische Vergleichsanalysen. Die Studie wird gefördert vom Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi).

Ergebnisse: Es können die Daten von ca. 1.500 GKV-versicherten Ärzten und entsprechend ca. 15.000 Vergleichs-Versicherten analysiert werden. Berichtsgrößen sind u.a. die Anzahl von Behandlungsfällen/-kontakten bei den verschiedenen ärztlichen Fachgruppen (inkl. Psychotherapeuten), ausgewählte ärztliche Leistungen (Prävention, Bildgebung, Labordiagnostik, Notdienst) sowie Indikatoren der Arzneimittelinanspruchnahme (Anzahl unterschiedlicher Wirkstoffe und Verordnungen). Die Analysen erfolgen im Zeitraum Mai – August 2021. Erste Ergebnisse werden zum Kongress präsentiert.

Diskussion: Es werden erstmals Daten zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens durch Ärzte im eigenen Krankheitsfall für Deutschland vorliegen. Limitationen der Studie sind insbesondere die Nicht-Verfügbarkeit von Daten für PKV-versicherte Ärzte sowie für weitere Leistungsbereiche (z.B. Krankenhausinanspruchnahme).

Take Home Message für die Praxis: Die Studie kann dazu beitragen, einen adäquaten Zugang zum Gesundheitswesen für Ärzte im eigenen Krankheitsfall zu fördern.