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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Primäre Palliativversorgung während der Covid-19-Pandemie – Erfahrungen, Herausforderungen und Lösungsansätze in der Patient*innenversorgung am Lebensende: Online-Befragung von Hausärzt*innen in Deutschland

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Stephanie Stiel - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Arbeitsgruppe Palliativversorgung, Hannover, Deutschland
  • Jannik Tielker - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Arbeitsgruppe Palliativversorgung, Hannover, Deutschland
  • Jan Weber - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Arbeitsgruppe Palliativversorgung, Hannover, Deutschland
  • Nils Schneider - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Arbeitsgruppe Palliativversorgung, Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-30-03

doi: 10.3205/21degam168, urn:nbn:de:0183-21degam1682

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Stiel et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Während der SARS-CoV-2-Pandemie in Deutschland ist eine adäquate Versorgung von Schwerkranken und Sterbenden (mit oder ohne COVID-19) sowie deren Angehörigen nicht zu jeder Zeit und in allen Settings möglich. Gleichzeitig wird die tragende Rolle von Hausärzt*innen in der ambulanten Versorgung deutlich.

Fragestellung: Analyse von Erfahrungen, Herausforderungen und Lösungsansätze von Hausärzt*innen in der Betreuung von schwerkranken und sterbenden Patient*innen während der ersten pandemischen Hochphase 2020.

Methoden: Die Studie ist Teil des Verbundprojekts ‚PallPan’ im Rahmen des BMBF-geförderten Netzwerks Universitätsmedizin. Durchgeführt wurde eine Online-Befragung von Hausärzt*innen im November und Dezember 2020. Die Rekrutierung erfolgte über Verteiler kooperierender allgemeinmedizinischer Lehrstühle und Verbände im Schneeballsystem. Deskriptive Auswertungen quantitativer Daten mittels SPSS. Freitextkommentare wurden inhaltsanalytisch nach Kuckartz ausgewertet.

Ergebnisse: 410 Hausärzt*innen nahmen an der Befragung teil. Die Mehrheit bewertete die Qualität der Versorgung ihrer schwerkranken und sterbenden Patient*innen in der ersten pandemischen Hochphase in 2020 als gleich bleibend (61,5%), während 36,8% eine Verschlechterung wahrnahm.

Von allen Hausärzt*innen, die Hausbesuche bei schwerkranken und sterbenden Patient*innen in der Häuslichkeit machten, berichteten 61,4% von einer gleichbleibenden Anzahl und 28,5% von weniger Hausbesuchen als vor der Pandemie. Die Anzahl telefonischer statt persönlicher Kontakte mit Schwerkranken und Sterbenden erhöhte sich bei 62,7% der Hausärzt*innen und 36,1% boten auch Videosprechstunden an.

Nach Angaben der Hausärzt*innen durften viele Angehörige Patient*innen in Pflegeheimen nur eingeschränkt (48,5%) oder gar nicht besuchen (33,4%). Zudem wurden Ängste vor Einsamkeit von schwerkranken und sterbenden Patient*innen in Pflegeheimen (91,9%), zu Hause (87,3%) und im Krankenhaus (86,1%) von den Befragten wahrgenommen.

Diskussion: Die Ergebnisse unserer Online-Befragung unterstützen die Entwicklung einer nationalen Strategie zur Palliativversorgung in Pandemiezeiten. Hausärzt*innen und Palliativmediziner*innen sollten in Krisenstäbe auf Mikro-, Meso- und Makroebene eingebunden werden, um Versorgungsaspekte am Lebensende zu repräsentieren.

Take Home Message für die Praxis: Bei der Versorgung am Lebensende sollten das Aufrechterhalten von Angehörigenbesuchen besonders bedacht werden.