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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Assoziation zwischen Magnetresonanztomographie der Wirbelsäule und zukünftigen Rückenschmerzen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jean-François Chenot - Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland
  • Richard Kasch - Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und orthopädische Chirurgie, Greifswald, Deutschland
  • Christopher Nell - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie, Greifswald, Deutschland
  • Markus Otto - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie, Greifswald, Deutschland
  • Carsten Oliver Schmidt - Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung Ship-KEF, Greifswald, Deutschland
  • Georgi Wassilew - Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Orthopädie und orthopädische Chirurgie, Greifswald, Deutschland
  • Julia Truthmann - Universitätsmedizin Greifswald, Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-30-02

doi: 10.3205/21degam167, urn:nbn:de:0183-21degam1678

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Chenot et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Rückenschmerzen sind extrem häufig und bis zu 40% der Patienten die damit konsultieren erhalten eine Bildgebung. Querschnittsstudien zeigen nur einen geringen Zusammenhang zwischen Befunden in der Magnetresonanztomographie (MRT) der Wirbelsäule und Rückenschmerzen. Bisher gibt es nur wenige Längsschnittstudien. Die Prognose spielt für Therapieentscheidungen eine große Rolle.

Fragestellung: Gibt es einen Zusammenhang zwischen MRT-Befunden der Lendenwirbelsäule und zukünftigen Rückenschmerzen?

Methoden: In der populationsbasierten Kohortenstudie SHIP erhielten 3369 Teilnehmer zu Studienbeginn eine MRT der Wirbelsäule. Rückenschmerzstärke und Beeinträchtigung in den letzten 3 Monaten wurde bei Einschluss und durchschnittliche 6 Jahre später mit einer numerischen Ratingskala von 0–10 gemessen. Es wurde Degeneration der Bandscheiben, Höhenminderung, Protrusion, High-intensity-Zonen, Hypertrophie des Lig. flavum, MODIC, Schmorl-Knötchen, Spondylolisthese und Spinalkalkanalstenose untersucht. Anhand von Regressionsmodellen wurde die querschnittliche und längsschnittliche Assoziation zwischen einzelnen und kombinierten degenerativen Veränderungen der Lendenwirbelsäule und Rückenschmerz geschätzt.

Ergebnisse: In der querschnittlichen Analyse war Rückenschmerzen zu Studieneinschluss etwas stärker mit Rückenschmerzen assoziiert mit Schätzern von durchschnittlich 0,06 Punkten für High-intensity-Zonen der Bandscheiben bis 0,83 Punkten bei Spondylolisthese. In der longitudinalen Analyse waren kaum Assoziationen mit zukünftigen Schmerzen nachweisbar, unabhängig davon ob zu Studieneinschluss Rückenschmerzen angegeben wurden. Mehr als 4 auffällige MRT Befunde im Vergleich zu keinen war mit geringfügig höheren Rückenschmerzen nach 6 Jahren assoziiert (0,84; 0.50–1,17). Bei Teilnehmern ohne Schmerzen zu Studieneinschluss (1,21; 0,04–2,37), aber nicht bei denen mit Schmerzen zu Studieneinschluss (-0,3; -0,99–0,38).

Diskussion: Degenerative Veränderung der Wirbelsäule alleine oder in Kombination haben meist keine klinisch relevante Assoziation mit zukünftigen Rückenschmerzen. Der Zusammenhang beträgt weniger als eine Einheit auf der Ratingskala.

Take Home Message für die Praxis: Die geringe prognostische Vorhersagekraft sollte bei der Indikation für MRT-Untersuchungen bei Rückenschmerzen und Interpretation und therapeutischen Entscheidungen aufgrund von MRT-Befunden der Lendenwirbelsäule bedacht werden.