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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Case-Management und kognitive Verhaltenstherapie bei Patienten mit Panikstörung in der Hausarztpraxis: Responderanalyse einer Kurzintervention (PARADIES)

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Tobias Dreischulte - LMU Klinikum, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Karoline Lukaschek - LMU Klinikum, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Marietta Rottenkolber - LMU Klinikum, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Jana Werle - LMU Klinikum, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Thomas Stephan Hiller - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Jörg Breitbart - Universitätsklinikum Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Ulrike Schumacher - Universitätsklinikum Jena, Zentrum für klinische Studien, Jena, Deutschland
  • Christian Brettschneider - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Center for Health Economics, Hamburg, Deutschland
  • Jürgen Margraf - Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl Klinische Psychologie und Psychotherapie, Bochum, Deutschland
  • Jochen Gensichen - LMU Klinikum, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-25-03

doi: 10.3205/21degam138, urn:nbn:de:0183-21degam1388

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Dreischulte et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) bei Angststörungen in der hausärztlichen Versorgung kann in Abhängigkeit von patienten-, diagnose- oder anbieterbezogenen Faktoren für verschiedene Populationen variieren. Die Kenntnis solcher Faktoren kann Hausärzten (HÄ) helfen, die Behandlung zu optimieren.

Fragestellung: Welchen Einfluss haben patienten- und hausarztspezifischen Faktoren sowie Behandlungsmodalitäten auf die Veränderungen des Schweregrades von Angstsymptomen (Beck-Anxiety-Inventory, BAI) bei Teilnehmern der PARADIES- („Patient Activation foR Anxiety DIsordErS“-) Studie?

Methoden: Assoziationen zwischen den unabhängigen Variablen (Patientenfaktoren, Hausarztfaktoren, Behandlungsmodalitäten) und der abhängigen Variable „Veränderung der Angstsymptome innerhalb von 12 Monaten“ wurden mittels univariaten und multiplen linearen Regressionsmodellen untersucht. Um das beste Modell zur Erklärung der BAI-Score-Änderungen zu finden, wurde eine schrittweise Auswahl (vorwärts und rückwärts) der unabhängigen Variablen auf Basis des AIC-Kriteriums durchgeführt. Zusätzlich wurden Interaktionsterme zwischen der zugewiesenen Behandlung und allen untersuchten unabhängigen Variablen in das multiple Regressionsmodell aufgenommen, um die Modifikation des Interventionseffekts zu untersuchen.

Ergebnisse: In die Analysen wurden 419 Patienten (230 Interventionsgruppe, 189 Kontrollgruppe; mittleres (SD) Alter: 46,2 Jahre (14,4); 74% Frauen). In der Interventionsgruppe fiel der mittlere BAI-Score (SD) von 28,19 (12,32) bei Beginn auf 17,3 (12,5) bei Ende der Studie, während er in der Kontrollgruppe von 28,2 (12,4) auf 22,1 (13,3) fiel.

Im multivariaten Modell waren der Intervention ein höherer Schweregrad der Angstsymptome (p=0,003) und eine längere Krankheitsdauer bei Studienbeginn (p=0,04) signifikant mit einer Verbesserung des Schweregrads der Angstsymptome assoziiert; der Schweregrad der Depression bei Studienbeginn (p<0,001) war nach Adjustierung für Störvariablen signifikant mit einer Verschlechterung der Angstsymptome assoziiert. Die negative Assoziation des depressiven Symptomschweregrades zu Studienbeginn war in der Interventions- gegenüber der Kontrollgruppe weniger stark ausgeprägt.

Diskussion: Aufgrund der geringen Patientenzahl pro Hausarzt konnten Cluster-Effekte in den Analysen nicht berücksichtigt werden.

Take Home Message für die Praxis: Patienten mit längerer Krankheitsdauer und schwerer Symptomatik scheinen von der Intervention zu profitieren. Der negative Effekt einer komorbiden Depression auf die Angstsymptomatik kann durch KVT positiv beeinflusst werden.