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Untersuchung der Bereitschaft zur Teilnahme an einem Forschungspraxen-Netzwerk – eine Querschnittsstudie unter Hausärzt*innen in Sachsen-Anhalt und Sachsen
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Veröffentlicht: | 17. September 2021 |
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Hintergrund: Aktuell finden in Deutschland größtenteils interventionelle Studien im klinischen Setting mit kleinen und standardisierten Patientengruppe statt. Die daraus resultierenden Ergebnisse sind oftmals nicht übertragbar auf die multimorbiden Patientengruppen in der Primärversorgung. Zur Schließung dieser Versorgungslücke fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung seit Anfang 2020 Allgemeinmedizinische Lehrstühle, die in Kooperation mit den Hausarztpraxen regionale Forschungspraxen-Netzwerke (FPNW) etablieren wollen.
Fragestellung: Ziel dieser Umfrage war einerseits die Abfrage des prinzipiellen Interesses der Hausärzt:innen an medizinischer Forschung und anderseits, ob sich die Hausärzt:innen vorstellen können, eine aktive Rolle in einem FPNW einzunehmen (einschließlich: Motivation, Barrieren).
Methoden: Die anonymisierten Fragebögen wurden den Hausärzt:innen im potentiellen Einzugsgebiet des Netzwerkes in Sachsen-Anhalt und Sachsen am 29.06.2020 zugesandt. Die Adressen waren öffentlich zugänglich. Deskriptive Statistik, Gruppenvergleiche und logistische Regression wurden für die Auswertung der Daten mittels des Programms IBM Statistics 25 herangezogen.
Ergebnisse: Es wurden 936 Hausärzt:innen angeschrieben. Die Rücklaufquote betrug 37,1%. Von allen an der Umfrage teilgenommenen Hausärzt:innen waren 57,1% prinzipiell an medizinscher Forschung interessiert, 33,9% konnten sich die Beteiligung an einem FPNW vorstellen. Motiviert waren die Ärzt:innen dadurch, dass es zu einer Verbesserung der Patientenversorgung beitragen und ein realistischeres Bild der hausärztlichen Versorgung abbilden würde. Eine zuverlässige Ansprechperson an der Universität wünschten sich 93,4%. Die zeitliche Umsetzbarkeit wurde als größte Barriere gesehen.
Diskussion: Die Umfrage trägt dazu bei, die Bereitschaft und die Bedürfnisse von Hausärzt:innen hinsichtlich ihrer aktiven Teilnahme an der medizinischen Forschung zu verstehen und die Netzwerkstrukturen von Anfang an so zu gestalten, dass medizinische Forschung in die alltägliche Praxisroutine gut integrierbar ist. Weiterhin können die Barrieren in der zukünftigen Netzwerkplanung berücksichtigt werden, um auch für bisher nicht-interessierte Hausärzt:innen das FPNW attraktiver auszurichten.
Take Home Message für die Praxis: Die Ergebnisse liefern hilfreiche Einblicke in Barrieren und Motivatoren und können bei der Konzeption und dem Aufbau weiterer FPNW in der Primärversorgung hilfreich sein.