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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Neue Ideen braucht das Land: eine virtuelle Diskussion zwischen Hausärzt*innen und Pflegefachpersonen zur zukünftige Aufgabenteilung in der ambulanten Demenzversorgung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Eva Drewelow - Universitätsmedizin Rostock, Institut für Allgemeinmedizin, Rostock, Deutschland
  • Attila Altiner - Universitätsmedizin Rostock, Institut für Allgemeinmedizin, Rostock, Deutschland
  • Bianca Biedenweg - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung Methoden der Community Medicine, Greifswald, Deutschland
  • Maresa Buchholz - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung Methoden der Community Medicine, Greifswald, Deutschland
  • Esther Henning - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • Wolfgang Hoffmann - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • Thomas Kohlmann - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung Methoden der Community Medicine, Greifswald, Deutschland
  • Petra Lücker - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine Abteilung Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • Bernhard Michalowsky - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen DZNE e.V., Deutschland
  • Roman Oppermann - Hochschule Neubrandenburg, Fachbereich Gesundheit, Pflege, Management, Neubrandenburg, Deutschland
  • Annika Rädke - Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen DZNE e.V., Deutschland
  • Daniela Zorn - Hochschule Neubrandenburg, Fachbereich Gesundheit, Pflege, Management, Neubrandenburg, Deutschland
  • Anja Wollny - Universitätsmedizin Rostock, Institut für Allgemeinmedizin, Rostock, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-24-05

doi: 10.3205/21degam134, urn:nbn:de:0183-21degam1343

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Drewelow et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Versorgung von Menschen mit Demenz (MmD) fordert Gesundheitssystem und pflegende Angehörige heraus und ist nur durch eine interprofessionelle medizinische und pflegerische Betreuung zu bewältigen.

Fragestellung: Die AHeaD-Studie untersuchte, wie Arbeitsprozesse im Rahmen der ambulanten Demenzversorgung zukünftig in Kooperation, Delegation und Substitution organisiert und implementiert werden können.

Methoden: In vier homogenen Fokusgruppendiskussionen mit insgesamt 10 Hausärzten und 13 Pflegefachpersonen wurden die generellen Einstellungen bzgl. einer Übertragung von bislang von Hausärzten ausgeführten Tätigkeiten an Pflegefachpersonen diskutiert sowie Chancen und Barrieren bei deren Einführung identifiziert. Weitere Diskussionsthemen waren: Übernahme von Assessments, Ausstellen von Folgeverordnungen, Auswirkungen auf die Beziehungsebene und berufsbezogene Zufriedenheit von Hausärzten bzw. Pflegefachpersonen. Die Ergebnisse der Fokusgruppendiskussionen wurden gruppenzugehörig inhaltsanalytisch nach Mayring ausgewertet.

Ergebnisse: Die Hausärzte befürworteten die Übertragung bestimmter pflegerischer Tätigkeiten wie Blutentnahmen, Assessments, deren Monitoring oder Folgeverordnungen für Pflegehilfsmittel. „Klassische“ ärztliche Aufgaben, wie z.B. Diagnostik neurologischer Erkrankungen, Erstverordnung von verschreibungspflichtigen Medikamenten sowie Begutachtung der Rehabilitationsbedürftigkeit von Patienten sahen Hausärzte und Pflegefachpersonen weiter in hausärztlicher Hand. Eine zentrale Rolle bei der Übertragung von Aufgaben spielte die Beziehung zwischen Hausärzten und Pflegefachpersonen. Wertschätzung und Anerkennung wurden sowohl von Hausärzten als auch Pflegefachpersonen gefordert und fehlendes Vertrauen der Hausärzte in Pflegefachpersonen sowie unzureichende Kommunikation bemängelt. Zudem wurde auf knappe Zeitbudgets verwiesen, welche sich kaum am tatsächlichen Bedarf der Patienten orientiere.

Diskussion: Die Umsetzung einer Aufgabenneuverteilung erfordert die Schaffung gesetzlicher und finanzieller Rahmenbedingungen, zeitlicher Ressourcen, konkreter Aufgabenbeschreibungen sowie die Stärkung der Zusammenarbeit aller involvierten Berufsgruppen. Innovative Konzepte könnten zu einem sinnvollen Einsatz der Ressourcen Hausarzt und Pflegefachperson beitragen und eine optimierte Versorgung von MmD noch stärker fokussieren. Eine Spezialisierung innerhalb der Tätigkeit könnte zudem die Attraktivität des Berufs der Pflegefachperson erhöhen und so den steigenden Anforderungen in der Versorgung chronisch Kranker begegnen.

Take Home Message für die Praxis: Eine Übertragung pflegerischer Aufgaben an Pflegefachpersonen eröffnet das Potential für eine berufsgruppenübergreifende verbesserte Versorgung von MmD und somit für einen optimierten Einsatz der Ressource Hausarzt.