gms | German Medical Science

55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Präferenzen der Bevölkerung für die Versorgung von Familienmitgliedern in derselben Hausarztpraxis in Deutschland

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • presenting/speaker Vera Kalitzkus - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin, Centre for Health and Society, Düsseldorf, Deutschland
  • Stefan Wilm - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin, Centre for Health and Society, Düsseldorf, Deutschland
  • Daniel Kotz - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin, Forschungsschwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Centre for Health and Society, Düsseldorf, Deutschland
  • Sabrina Kastaun - Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin, Forschungsschwerpunkt Patient-Arzt-Kommunikation, Centre for Health and Society, Düsseldorf, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-24-03

doi: 10.3205/21degam132, urn:nbn:de:0183-21degam1329

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Kalitzkus et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Die Versorgung mehrerer Familienmitglieder in einer Hausarztpraxis ist ein besonderes Merkmal der Allgemeinmedizin. Es liegen jedoch keine validen und repräsentativen Daten darüber vor, ob die Bevölkerung dies auch wünscht.

Fragestellung: Wie hoch ist die Präferenz in der Bevölkerung Deutschlands für die Versorgung mehrerer/aller Familienangehöriger in einer Hausarztpraxis? Sind soziodemographische Personenmerkmale, Haushaltsnettoeinkommen, städtisches/ländliches Setting, Migrationshintergrund oder Haushaltsgröße mit dieser Präferenz assoziiert?

Methoden: In einer repräsentativen Bevölkerungsstudie wurde im August/September 2020 eine Frage zur Präferenz der Versorgung von Familienmitgliedern in einer Hausarztpraxis beigefügt (n=2.017 Befragte ab 14 Jahren). Die Studie erhebt Daten mittels persönlich-mündlicher Interviews. Die Präferenz der Versorgung wurde mit einem Item zur Auswahl der Hausarztpraxis gemessen (Antwortoptionen: Wunsch der Versorgung mehrerer/aller Familienangehörigen 1.) in einer Praxis, 2.) in verschiedenen Praxen, 3.) es ist mir nicht wichtig). Zusammenhänge zwischen Personenmerkmalen und der Präferenz der Versorgung mehrerer/aller Familienmitglieder in einer Praxis (Antwortoption 1 ja vs. 2–3 nein/nicht wichtig) wurden mittels multivariabler logistischer Regression exploriert. Prävalenzdaten werden gewichtet für die Gesamtbevölkerung präsentiert.

Ergebnisse: 45,6% (n=912/2.017) der Bevölkerung wünschten, mit vielen/allen Familienmitgliedern in einer Hausarztpraxis versorgt zu werden. Lediglich 6,5% (n=131/2.017) gaben explizit an, dass Familienmitglieder in verschiedenen Hausarztpraxen versorgt werden sollten. Die Versorgungspräferenz war unabhängig vom städtischen/ländlichen Setting, Geschlecht und Migrationshintergrund. Höheres Haushaltsnettoeinkommen war assoziiert mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für die Präferenz der Versorgung mehrerer/aller Familienmitglieder in einer Praxis (Odds Ratio (OR): 0,84; 95% Konfidenzintervall (95%KI): 0,74–0,96; je 1000€), unabhängig der anderen genannten Personenmerkmale. Menschen aus größeren Haushalten präferierten diese Versorgung mit höherer Wahrscheinlichkeit (OR: 1,24, 95%KI: 1,13–1,37; pro Person).

Diskussion: Unklar bleibt, ob alle Familienmitglieder die gleiche Meinung vertreten, da nur eine Person pro Haushalt befragt wurde. Auch konnten nicht alle potenziellen Einflussfaktoren auf die Präferenz erhoben werden (z.B. Vorliegen einer chronischen Krankheit).

Take Home Message für die Praxis: Ein Großteil der Patient:innen ist einem familienmedizinischen Ansatz gegenüber aufgeschlossen. Dieses Potential sollte genutzt werden.