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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Koordination der Versorgung in Primärversorgungspraxen in Deutschland – Ergebnisse einer Querschnittstudie unter Patient*innen und Teammitgliedern von sieben Hausarztpraxen und einem hausärztlichen MVZ

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Kristina Flägel - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Jost Steinhäuser - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-21-02

doi: 10.3205/21degam115, urn:nbn:de:0183-21degam1152

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Flägel et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Koordination der Versorgung ist definiert als die bewusste Organisation von Aktivitäten in der Patientenversorgung zwischen zwei oder mehreren Personen (inklusive des Patienten), die in der Patientenversorgung involviert sind, um eine adäquate Versorgung mit Gesundheitsleistungen zu erleichtern (McDonald et al., 2007).

Fragestellung: Um Optimierungspotential der Koordination der Versorgung in Hausarztpraxen aus Sicht der Patient:innen und Teammitglieder zu identifizieren, war es Ziel der Studie, den Ist-Zustand zu erheben.

Methoden: Mit dem validierten Fragebogen „Koordination der Versorgung in Primärversorgungspraxen“ (MHCCS-D) wurde eine papierbasierte Querschnittstudie in ausgesuchten Hausarztpraxen/MVZ in Schleswig-Holstein, Hamburg und Baden-Württemberg zwischen Mai 2018 und Mai 2021 durchgeführt. Patient:innen wurden konsekutiv durch das Praxisteam eingeladen, an der Studie teilzunehmen. Items wurden auf einer Likert-Skala von 1 „ich stimme zu“/“immer“ bis 5 „ich stimme nicht zu“/“nie“ beantwortet.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 373 Patient:innen teil, zwischen sechs und 88 Patient:innen pro Praxis/MVZ. 85% (N=318) der Patient:innen stimmten zu oder stimmten eher zu, dass Ihre Versorgung gut koordiniert sei. 87% (N=323) schätzten Ihre Versorgung als sehr gut oder eher gut ein. Die Einschätzung der Koordination in der Versorgung und der Versorgung insgesamt korrelierten statistisch signifikant (r=0,498, p<0.001). Am meisten Optimierungspotential lag in der Bestärkung von Patient:innen, an Angeboten in der Umgebung teilzunehmen, z. B. Selbsthilfe- oder Sportgruppen (Mittelwert=2,06).

Aus den acht Hausarztpraxen/MVZ nahmen jeweils zwischen zwei und 14 Teammitgliedern teil, insgesamt 58. Davon waren u. a. 32 medizinische Fachangestellte (55%) und 17 Ärzt:innen (29%). Insgesamt 86% (N=50) schätzten die Koordination der Versorgung durch Ihre Praxis als sehr gut oder eher gut ein. Am meisten Optimierungspotential lag im Angebot routinemäßiger Austauschmöglichkeiten von Patient:innen mit anderen Betroffenen („Peer-Beratung“, Mittelwert=3,71).

Diskussion: Koordination der Versorgung umfasst Kommunikation, Patient:innen-Empowerment, Versorgungspläne sowie die Betreuung über Sektorengrenzen hinweg. Sie beeinflusst maßgeblich die Versorgungseinschätzung.

Take Home Message für die Praxis: Mit dem MHCCS-D können Bereiche identifiziert werden, um die Koordination der Versorgung zu optimieren.