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PSY-KOMO – Verbesserung der Behandlungsqualität bei schwer psychisch kranken Menschen zur Reduktion somatischer Komorbidität und Verhinderung erhöhter Mortalität
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Veröffentlicht: | 17. September 2021 |
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Hintergrund: Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen (Severe Mental Illness, SMI) haben ein hohes Risiko für komorbide somatische Erkrankungen. Eine reduzierte Lebenserwartung von sechs bis zwölf Jahren gegenüber nicht an SMI Erkrankten wird geschätzt; diese Übersterblichkeit kann insbesondere auf eine schlechtere somatische Gesundheit zurückgeführt werden. Aufgrund einer eingeschränkten körperlichen und psychischen Gesundheit ist der Zugang zur Regelversorgung für Menschen mit SMI erschwert, die Versorgungspfade im Gesundheitssystem sind nicht optimal auf die Bedarfe von SMI-Betroffenen eingestellt.
Fragestellung: Ziel von PSY-KOMO ist die Detektion und Prävention somatischer Erkrankungen bei Menschen mit SMI und die diesbezügliche Behandlungsqualität für diese Personengruppe zu verbessern. Dabei setzt die neue Versorgungsform auf gestufte Versorgung von Patient*innen mit hohem Risiko für somatische Komplikationen, den Auf- und Ausbau interdisziplinärer lokaler, regionaler Netzwerke. Zentral ist hierbei die Sensibilisierung und Unterstützung behandelnder Ärzt*innen sowie SMI-Patient*innen mit besonderen Schwierigkeiten bei der Inanspruchnahme und Wahrnehmung von Diagnostik, Versorgungsleistungen und Prävention durch PSY-KOMO-Gesundheitsbegleiter*innen unterstützt zu werden. Psychiater*innen und Hausärzt*innen erhalten die Möglichkeit, konsiliarisch Pharmakotherapieberatung in Anspruch zu nehmen.
Methoden: Diese Studie ist eine multizentrische, nicht-randomisierte, prospektive Längsschnitt-Studie, bei der 7.724 ambulante Patient*innen mit SMI aus vier Regionen Deutschlands für diese neue Versorgungsform rekrutiert werden sollen. Der Vergleich gegen eine gematchte Kontrollgruppe erfolgt retrospektiv anhand von Routinedaten der KVen.
Ergebnisse: Zu erwarten ist, dass die neue Versorgungsform zu einer besseren Detektion von somatischen Erkrankungen bei SMI-Patienten führt. Sekundär wird erwartet, dass eine stärkere Orientierung der Behandlung an Leitlinien sowie der Inanspruchnahme von Konsilen durch die Behandelnden stattfindet und so unerwünschte Arzneimittelwirkungen reduziert werden.
Diskussion: Der Auf-/Ausbau interdisziplinärer Zusammenarbeit und die Etablierung niedrigschwelliger bedarfsorientierter Unterstützungsleistungen für Menschen mit SMI können einen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung leisten.
Take Home Message für die Praxis: Menschen mit SMI haben häufiger ungünstige Verläufe bei somatischen Erkrankungen. Neue patient*innenzentrierte Versorgungsmodelle, welche die Awareness in der ärztlichen Praxis steigern und das Inanspruchnahmeverhalten unterstützen, können einen Beitrag zu Verbesserung der Versorgung leisten.