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Machbarkeit einer hausärztlichen Kurzintervention für die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Erwachsenen
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Veröffentlicht: | 17. September 2021 |
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Hintergrund: ADHS bei Erwachsenen ist häufig in der Primärversorgung, leider teilweise fehldiagnostiziert und beeinträchtigend, aber hoch sensitiv für eine Behandlung. Neben Medikamenten hat kognitive Verhaltenstherapie einen positiven Effekt auf die Symptome.
Fragestellung: Wie steht es um die Machbarkeit und Akzeptanz einer verhaltenstherapeutisch basierten Kurzintervention im hausärztlichen Setting?
Methoden: Für diese prospektive interventionelle Machbarkeitsstudie wurden sechs allgemeinmedizinische Praxen (Hausärzt:innen 50 % weiblich) rekrutiert. Nach einer strukturierten Schulung erfolgte der Einschluss der Proband:innen (n = 11, ADHS-Diagnose, 18–65 Jahre) und die Durchführung der Intervention (4 Sitzungen à 30 Min.). Erhoben wurde der Conner’s Adult-ADHD-Rating-Scale (CAARS-S) prä/post als ein Maß für die Symptomschwere. Proband:innen (Fragebogen) und Hausärzt:innen (semistrukturiertes Interview) bewerteten die Intervention, wobei Hausärzt:innen speziell zur Machbarkeit in der allgemeinmedizinischen Praxis befragt wurden. Es wurden Häufigkeiten deskriptiv, explorativ analysiert.
Ergebnisse: Die Einschätzungen der Proband:innen- und Hausärzt:innenbewertungen zeigten positive Hinweise bezüglich der Symptomschwere und des Befindens der Proband:innen nach der Kurzintervention. Hausärzt:innen hatten einen positiven Gesamteindruck des Konzepts und dessen Machbarkeit. Kritisiert wurden insbesondere der zeitliche Aufwand sowie eine (noch) fehlende Abrechnungsmöglichkeit. Die Psychoedukations- und die Achtsamkeitssitzung wurden am besten bewertet. Alle Proband:innen würden sich wieder für die Kurzintervention entscheiden.
Diskussion: Die untersuchte Kurzintervention für erwachsene ADHS-Patient:innen wurde sowohl von Patient:innen als auch von ärztlicher Seite als hilfreich und praktikabel bewertet. Da es sich um eine Machbarkeitsstudie handelt, konnte nur eine nicht repräsentative Stichprobe einbezogen werden. Folgestudien sollten prüfen, ob die Versorgung von erwachsenen ADHS-Patient:innen durch eine entsprechende Einbindung von Hausärzt:innen im Sinne eines Stufenmodells verbessert werden kann.
Take Home Message für die Praxis: ADHS bei Erwachsenen ist ein häufiges Krankheitsbild in der Primärversorgung. Eine verhaltenstherapeutisch adaptierte Kurzintervention könnte nach weiterer Prüfung zukünftig eine Behandlungsoption im hausärztlichen Setting darstellen.