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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Inanspruchnahme einer universitären Zentralen Notaufnahme vor und nach Einführung einer vorgelagerten allgemeinmedizinischen Anlaufpraxis – eine monozentrische Prä-Post-Vergleichsstudie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jan Hendrik Oltrogge - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Bastian Bessert - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Nadine Janis Pohontsch - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Dagmar Lühmann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Ulrich Mayer-Runge - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrale Notaufnahme, Hamburg, Deutschland
  • Martin Scherer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-19-03

doi: 10.3205/21degam106, urn:nbn:de:0183-21degam1062

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Oltrogge et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Um einer steigenden Inanspruchnahme der Zentralen Notaufnahme des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (ZNA) durch Patienten mit allgemeinmedizinischen Krankheitsbildern zu begegnen, ist seit 2007 in der ZNA ein allgemeinmedizinischer Dienst (wochentags von 10–18 Uhr, Wochenenden von 10–16 Uhr) etabliert. Dieses Behandlungsangebot wurde ab Oktober 2019 durch eine angegliederte allgemeinmedizinische Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung (NFP) mit täglichen Öffnungszeiten bis 24:00 Uhr ausgeweitet.

Fragestellung: Führt die Einführung der NFP zu einer Veränderung der Patientenzahlen, Behandlungszeiten und der Anzahl an vorzeitig abgebrochenen Behandlungen in der ZNA? Welche Fachdisziplinen der ZNA werden entlastet?

Methoden: Monozentrische Prä-Post-Vergleichsstudie. Zeitraum: 09/2019–01/2020. Eingeschlossen wurden sämtliche volljährigen, fußläufigen Patienten, die von 16:0 bis 24:00 Uhr in der ZNA aufgenommen wurden. Verglichen wurden die Zeiträume Aug/Sep (Prä) und Okt/Nov/Dez/Jan (Post). Erhoben wurden Patientenzahlen, Triagestufen, zuständige Fachdisziplin und die Behandlungsdauer. Deskriptive Statistik mit T-Tests und Chi-Quadrat-Tests.

Ergebnisse: Es wurden 6.689 Patienten eingeschlossen, 5.804 (86,7%) willigten in eine Analyse ihres Behandlungsverlaufs ein. Der Gesamtanteil von Patienten der niedrigsten Triagestufe 5 reduzierte sich von 21,4% auf 10,5% (p<0,001). Die Gesamtzahl der vorzeitig abgebrochenen Behandlungen reduzierte sich von 8,2% auf 5,1% (p<0.001). Der durchschnittliche Anteil an ambulanten Patienten reduzierte sich an Wochenenden/Feiertagen um 11,2% (95%CI;7,5%–14,9%) und werktags um 7,7% (95%CI;5,2%–10,2%). Die durchschnittliche Behandlungsdauer verkürzte sich an Wochenenden/Feiertagen um 16 min (95%CI;1,8min–30min), an Werktagen zeigte sich keine Veränderung. Bei Patienten operativer Fächer wurde eine Verkürzung von 28 min (95%CI;12min–45min) beobachtet.

Diskussion: Die beobachtete Reduktion von niedrig-dringlichen Patienten führte zu kürzeren Behandlungszeiten der verbliebenen ZNA-Patienten an Wochenenden/Feiertagen, besonders für operative Fächer. Eine mögliche Folge war, dass weniger Patienten vorzeitig ihre Behandlung abbrachen.

Take Home Message für die Praxis: Eine allgemeinmedizinische Notfallpraxis in einer Notaufnahme kann der Überfüllung von Notaufnahmen entgegenwirken und führt zu einer Verbesserung von Qualitätsindikatoren der Notfallbehandlung, wie Behandlungsdauern und der Menge an vorzeitigen Abbrüchen der Behandlung.