gms | German Medical Science

55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

FamuPlus: unterstützt die Auseinandersetzung mit der Erstellung eigener Lernziele vor der Famulatur das selbstgesteuerte Lernen von Medizinstudierenden?

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • presenting/speaker Raphael Kunisch - Erlangen, Allgemeinmedizin, Erlangen, Deutschland
  • Andrea Punz - Erlangen, Allgemeinmedizin, Erlangen, Deutschland
  • Marco Roos - Erlangen, Allgemeinmedizin, Erlangen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-17-02

doi: 10.3205/21degam095, urn:nbn:de:0183-21degam0957

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Kunisch et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Während das ‚Praktische Jahr’ in den letzten Jahren didaktisch aufgewertet wurde, existieren für die vier einmonatigen klinischen Famulaturen bisher keine didaktischen Maßnahmen zur Förderung der Lehre. Um die Vorteile der Individualität der Famulaturen zu erhalten und trotzdem deren Lerneffekt zu verbessern, wurde eine Intervention mit Schwerpunkt auf die Unterstützung von Selbstgesteuertem Lernen durch die Studierenden entwickelt. Das ‚FamuPlus’-Projekt hat die Erstellung eigenständig formulierter Lernziele im Fokus, worüber sowohl die Reflektionsfähigkeit der Studierenden als auch die inhaltliche Vorausstrukturierung der Famulaturen verbessert werden soll.

Fragestellung: Ziel dieser Studie ist, Effekte einer Lernzielstrukturierung im Rahmen von Famulaturen auf das Selbstgesteuerte Lernen von Medizinstudierenden zu untersuchen.

Methoden: Für die Untersuchung der Fragestellung wurde ein qualitativer Ansatz gewählt. Dazu wurden die Studierenden der Interventionsgruppe, welche eine Famulatur nach ‚FamuPlus’ absolviert hatten und eine Kontrollgruppe, welche eine klassische Famulatur ohne Begleitung absolviert hatten, in semistrukturierten Fokusgruppen zu verscheidenen Aspekten des Lernerlebens befragt. Außerdem wurden während der Famulatur durch qualitative Telefoninterviews und wöchentliche qualitative Rückmeldungern zum subjektiven Lernfortschritt Daten erhoben und ausgewertet.

Ergebnisse: Studierende welche der ‚FamuPlus’-Interventionsgruppe angehörten, zeigten in den Fokusgruppen einen höheren Grad an Reflektion bezüglich ihrer Famulatur und ihres Lernfortschritts als Teilnehmende der Kontrollgruppe. Zudem konnten sie für zukünftige Famulaturen klarer benennen, welche gezielten Schritte sie ergreifen würden, um ihren Lernfortschritt eigenständig zu verbessern. Die Interventionsgruppe gab mehrheitlich an, freiwillig -trotz des individuellen Mehraufwands- die nächste Famulatur wieder nach dem ‚FamuPlus’-Konzept absolvieren zu wollen.

Diskussion: Die qualitativen Ergebnisse der Pilotierung des ‚FamuPlus’-Konzeptes bestätigen den in der Literatur bereits beschriebenen Bedarf von inhaltlicher strukturierung klinischer Praktika am Fall der Famulatur. Selbststrukturiertes Lernen erwies sich als wirkungsvolle Interventionsmöglichkeit. Jedoch scheint die Funktion der Famulatur den Studierenden ebenso wie eine Erwartung an diese gänzlich unklar womit sich ein großer Bedarf an didaktischer Unterstützung bekräftigt.

Take Home Message für die Praxis: Die Famulatur als klinisches Pflichtpraktikum kann durch eine Intervention welche das Selbststrukturierte Lernen befördert didaktisch aufgewertet werden.