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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Möglichkeiten der Anwendung von PKP-Sprechstundenkarten zur Depressionsbehandlung in der Hausarztpraxis – eine Machbarkeitsstudie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lisa Marie Bräunling - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Maike Krauthausen - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Yvonne Kaußner - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Anne Simmenroth - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-16-02

doi: 10.3205/21degam089, urn:nbn:de:0183-21degam0895

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Bräunling et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Sulz & Deckert (2012) haben im Rahmen der Psychiatrischen Kurz-Psychotherapie (PKP) Interventionsmaterial in Form von Sprechstundenkarten zur Depressionsbehandlung entwickelt. Ihre Wirksamkeit wurde im Bereich der ambulanten Psychotherapie bereits bestätigt. Die Diagnose einer Depression und erste Behandlungsschritte werden in der Praxis jedoch sehr häufig durch Hausärzt*innen vorgenommen. Der Einsatz der Sprechstundenkarten durch Hausärzt*innen wurde bislang nicht untersucht.

Fragestellung: Es soll geprüft werden, ob Hausärzt*innen Bedarf für den Einsatz der Sprechstundenkarten zur Depressionsbehandlung sehen und sie im Sprechstundenalltag integrieren können.

Methoden: Im Sinne einer Machbarkeitsstudie wurde der Einsatz ausgewählter PKP-Sprechstundenkarten im hausärztlichen Setting evaluiert. Die 89 Lehrpraxen des Würzburger Institutes für Allgemeinmedizin wurden zur Studie eingeladen. Zu Studienbeginn wurden 13 Hausärzt*innen zur Theorie und praktischen Anwendung der Karten (Psychoedukation, Fertigkeitstraining) geschult. Es wurden Fragebögen eingesetzt, um Fallzahlen und Behandlungsstrategien im Prä-post-Vergleich zu erfassen. Am Ende der Studie fand eine Fokusgruppe statt.

Ergebnisse: Von September 2020 bis April 2021 wurden bisher 32 Patient*innen mit den PKP-Sprechstundenkarten behandelt. Die Fragebogendaten vor Interventionsbeginn zeigen, dass unter allen Konsultationen ca. 10% der Patient*innen eine Depression beschrieben. Die Befragten berichteten, dass der Bedarf einer hausärztlichen Versorgung von Patienten mit einer Depression „sehr groß“ sei (m = 3,93, sd = 0,27; 0 = „keine“ - 4 = „volle“ Zustimmung). Rückmeldungen aus der Fokusgruppe (8 Teilnehmer*innen) zeigten, dass die Arbeit mit den Karten überwiegend als hilfreich und strukturierend erlebt wurde.

Diskussion: Eine selbstselektierte Gruppe von Hausärzt*innen profitiert von strukturierendem Therapiematerial für depressive Patient*innen. Welchen Stellenwert z.B. psychotherapeutische Vorerfahrungen, Motivation und Schulungen auf die Arbeit mit den Karten haben, ist Gegenstand weiterer Auswertungen.

Take Home Message für die Praxis: Die überbrückende Behandlung depressiver Patient*innen hat einen hohen Stellenwert in der hausärztlichen Versorgung. Der Einsatz der PKP-Sprechstundenkarten durch Hausärzt*innen kann hierbei unterstützend eingesetzt werden.