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Entwicklung eines Gesprächsleitfadens zur Beurteilung palliativer Versorgungsbedarfe bei Patient*innen mit nicht-onkologischen chronischen Erkrankungen im Rahmen der KOPAL-Studie
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Veröffentlicht: | 17. September 2021 |
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Hintergrund: Die Versorgung von Patient:innen mit chronisch-progredienten nicht-onkologischen Erkrankungen in der letzten Lebensphase wird zu 80–90% durch Hausärzt:innen geleistet. In der ambulanten Palliativversorgung dieser Patient:innen ist eine frühzeitige Intensivierung der berufs- und fachübergreifenden Zusammenarbeit hilfreich. Ein Leitfaden zur Erfassung der aktuellen Versorgungssituation unter Berücksichtigung palliativer Schwerpunktthemen kann helfen, individuelle Bedürfnisse und Bedarfe von Patient:innen zu identifizieren. Diese Informationen können in interprofessionellen Fallbesprechungen genutzt werden.
Fragestellung: Welche Leitthemen müssen für eine umfassende Erhebung der palliativen Versorgungsbedarfe dieser Patient:innengruppe berücksichtigt werden?
Methoden: Adaption und Konsentierung des PEPSI-COLA-Schemas (The Gold Standards Framework) gemäß Besonderheiten der Versorgung von Patient:innen mit fortschreitenden nicht-onkologischen Erkrankungen in mehreren Schritten: Entwurf einer deutschsprachigen Leitfaden-Version, inhaltliche Überarbeitung nach Literaturanalyse, kritische Reflexion des Gesprächsleitfadens in drei Workshops mit 1) Patient:innen/Angehörigen, 2) Versorgenden der Medizin und Pflege sowie 3) Expert:innen der spezialisierten Palliativversorgung, der haus- und fachärztlichen (allgemeinen Palliativ-)Versorgung, Patient:innenvertretung und Forschung. Überarbeitung des Gesprächsleitfadens nach jedem Workshop.
Ergebnisse: Der konsentierte KOPAL-Gesprächsleitfaden enthält zentrale Dimensionen der Palliativversorgung und umfasst acht Leitthemen: Leben mit der Erkrankung, Physische Situation, Emotionale Situation, Persönliche Situation, Soziale Situation, Information und Kommunikation, Kontrolle und Autonomie und Notfallplanung.
Diskussion: Der KOPAL-Gesprächsleitfaden ermöglicht eine differenzierte Ersterfassung der aktuellen Lebenssituation schwerkranker Personen durch Palliativversorgende und fördert eine thematische Strukturierung nachfolgender interprofessioneller Fallbesprechungen. Etwaige palliative Versorgungsbedarfe können somit frühzeitig erkannt, kommuniziert und entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden. Eine Anwendung des Leitfadens durch Hausärzt:innen ist denkbar, um Themen zu erfassen, die bisher nicht im Fokus standen und die Versorgungssituation gegebenenfalls anzupassen oder frühzeitig SAPV hinzuzuziehen. Inwiefern hierdurch die Patient:innenversorgung nachweislich verbessert wird, wird derzeit in der KOPAL-Studie geprüft.
Take Home Message für die Praxis: Der KOPAL-Gesprächsleitfaden kann helfen, die aktuelle Versorgungssituation bei schweren fortgeschrittenen nicht-onkologischen Erkrankungen umfassend zu erfassen, etwaige Bedürfnisse und Bedarfe zu identifizieren und die ambulante Palliativversorgung dieser Patient:innen zu optimieren.