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Qualität der hausärztlichen Palliativversorgung – eine Befragung von Hausärzt*innen vor und nach Einführung einer klinischen Entscheidungshilfe
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Veröffentlicht: | 17. September 2021 |
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Hintergrund: Hausärzt*innen spielen eine Schlüsselrolle in der ambulanten Palliativversorgung. Die Identifikation von Patient*innen, die von Palliativversorgung profitieren können, ist ein weichenstellender Schritt und eine Herausforderung in der hausärztlichen Praxis.
Fragestellung: Wie schätzen Hausärzt*innen die Qualität der Versorgung am Lebensende vor und nach Einführung einer klinischen Entscheidungshilfe ein?
Methoden: Die Befragung ist Teil der Interventionsstudie „Optimale Versorgung am Lebensende – OPAL“ (Förderung: Innovationsfonds des G-BA, Förderkennzeichen: 01VSF17028) in einer kleinstädtisch-ländlich geprägten Region Niedersachsens. Kern der Intervention war die 12-monatige Anwendung des Supportive and Palliative Care Indicators Tools (SPICTTM) zur Identifikation von Patient*innen mit potenziellem palliativem Versorgungsbedarf. Vor (t0) und nach der Intervention (t1) wurden Hausärzt*innen schriftlich mit Hilfe des Fragebogens „Hausärztliche Begleitung in der letzten Lebensphase“ (HA-BeL) befragt. Dieser besteht aus den Subskalen Praxisorganisation und Klinische Praxis. Der Summenwert der Gesamtskala (25 Items, Spannweite 14–40) gilt als Maß für die selbsteingeschätzte Qualität der hausärztlichen Palliativversorgung. Die Datenauswertung erfolgte deskriptiv und der Vergleich beider Zeitpunkte mittels gepaartem t-Test.
Ergebnisse: 45 Hausärzt*innen aus 33 Praxen haben zu beiden Befragungszeitpunkten teilgenommen (weiblich 29%; Altersmedian 57 Jahre). Der mittlere HA-BeL-Index (t0=27,9; t1=29,8) unterschied sich um 1,9 Punkte (SD=4,3) signifikant zwischen den Zeitpunkten (t(44)=-2,956; p=0,005). Die Einschätzung der Praxisorganisation (t0=6,9, SD=2,1; t1=7,6, SD=2,3) blieb weitgehend unverändert (t(44)=-1,958; p=0,057). Die Werte der Subskala Klinische Praxis (t0=21,0, SD=3,1; t1=22,2, SD=2,5) unterschieden sich signifikant zwischen den Zeitpunkten (t(44)=-2,640; p=0,011). Insbesondere die Items zur Hinterlegung von Versorgungsplänen, zur Dokumentation von Präferenzen des Versorgungssettings und Sterbeortes sowie des Beginns der Sterbephase zeigten positive Veränderungen.
Diskussion: Die Qualität der Palliativversorgung in hausärztlichen Praxen scheint sich – nach Selbsteinschätzung der Ärzt*innen – durch die Anwendung von SPICTTM zu verbessern. Dies zeigt sich insbesondere in den Bereichen Versorgungsplanung und Dokumentation.
Take Home Message für die Praxis: Der Einsatz des HA-BeL-Fragebogens erlaubt eine praxisnahe Einschätzung der Qualität der hausärztlichen Palliativversorgung. Die Anwendung von SPICTTM in der hausärztlichen Praxis scheint sich positiv auf die Versorgungsqualität auszuwirken.