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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Generalisten in der stationären Universitätsmedizin (Allgemeinmedizinischer Visitendienst auf der gefäßchirurgischen Station – ein Pilotprojekt)

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Katharina Schmalstieg-Bahr - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Martin Scherer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-12-04

doi: 10.3205/21degam067, urn:nbn:de:0183-21degam0673

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Schmalstieg-Bahr et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Patienten:innen, die zu gefäßchirurgischen Eingriffen stationär aufgenommen werden, sind meist multimorbide. Bei Fragen zu Vorerkrankungen werden oft Konsile an einzelne spezialisierte Fachbereiche gestellt, was zu einer großen Anzahl an Behandlern:innen und möglicherweise zu sich wiedersprechenden Empfehlungen führen kann. Hier könnte der Blick der Allgemeinmedizinerin/des Allgemeinmediziners als Generalist:in helfen, insbesondere auch bei der Überleitung zur ambulanten Weiterversorgung.

Fragestellung: Ist ein allgemeinmedizinischer Visitendienst auf einer gefäßchirurgischen Station durchführbar? Bietet ein Visitendienst Vorteile gegenüber separaten, pro Patient:in gestellten Einzelkonsilen an andere Fachrichtungen? Welche Krankheitsbilder können von dem Allgemeinmediziner:in im stationären Setting behandelt werden?

Methoden: Zwischen Juni und Dezember 2020 wurde die Visite auf einer gefäßchirurgischen Station einmal pro Woche von einer Fachärztin des Instituts und Poliklinik für Allgemeinmedizin am UKE begleitet. Erfasst wurden die Gesamtzahl aller stationären Patienten:innen sowie Alter und Geschlecht der Patienten:innen, bei denen sich ein allgemeinmedizinische Beratungsanlass ergab. Der Beratungsgrund, die hieraus resultierenden Empfehlungen und gefäßmedizinische Diagnosen wurden ebenfalls dokumentiert. Das Projekt wurde im kontinuierlichen, interdisziplinären Austausch bewertet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 367 Patienten:innen an 20 Tagen interdisziplinär visitiert. Bei 49 Patienten:innen (13,4%) wurde ein allgemeinmedizinischer Beratungsgegenstand erfasst. In 18 Fällen (4,9%) war dieser so umfangreich, dass ein elektronischer Konsilbogen ausfüllt wurde, der im Entlassbrief erschien. Die Fragen an die Allgemeinmedizinerin waren vielseitig, Fragen zur Blutdruck- (N=11) und Diabeteseinstellung (N=6) jedoch am häufigsten. Beide Fachrichtungen bewerteten den Visitendienst positiv.

Diskussion: Der Anteil an Patienten:innen mit allgemeinmedizinischem Beratungsanlass wird basierend auf den Daten leicht unterschätzt, da kurze Inputs im Interesse eines Zeit-Nutzen-Aufwandes nicht dokumentiert wurden. Um den Benefit zu maximieren, müsste die Häufigkeit des Visitendienstes ausgedehnt oder dieser in eine andere Form überführt werden.

Take Home Message für die Praxis: Ein allgemeinmedizinischer Visitendienst in einem Haus der Supramaximalversorgung ist durchführbar. Zukünftig denkbar wären auch mehrmals pro Woche stattfindende interdisziplinäre Fallkonferenzen. Dadurch könnten Fragestellung an den Allgemeinmediziner:in konkretisiert und unterschiedliche Konsilanfragen priorisiert werden. Inhaltliche Überschneidungen mit Konsilen an andere Fachrichtungen könnten dadurch reduziert werden.