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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Inanspruchnahme des Gesundheitssystems während der Corona-Pandemie. Welche Faktoren haben Patienten am Zugang zur Primärversorgung beeinflusst?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Daniel Otto - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland
  • Veronika van der Wardt - Philipps-Universität Marburg, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-08-05

doi: 10.3205/21degam045, urn:nbn:de:0183-21degam0456

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Otto et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Neben den unmittelbaren Auswirkungen einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus sorgt die im Jahr 2020 ausgebrochene Pandemie für Kollateralschäden in der Gesundheitsversorgung: in der hausärztlichen Versorgung fielen regelmäßige Konsultationen mit Vor- und Nachsorgeuntersuchungen aus, die Praxen mussten ihre Abläufe und Terminvergaben anpassen. Es ist jedoch unklar, welche Auswirkungen diese Umstände auf die Erwartungen der Patient*innen an die hausärztliche Versorgung hatten.

Fragestellung: Welche Faktoren beeinflussten Patient*innen in ihrer Inanspruchnahme der Primärversorgung im deutschen Gesundheitssystem während der Corona-Pandemie?

Methoden: Mit einer qualitativen, semi-strukturierten Interviewstudie wurden bis dato (April 2021) neun Patient*innen zu ihrem Verhalten und ihren Erwartungen bezüglich der Primärversorgung befragt. Rekrutiert werden Studienteilnehmer*innen aus Hausarztpraxen in Mittelhessen und Ostfriesland, die 18 Jahre oder älter sind und im Jahr 2019 einmal pro Monat telefonisch oder persönlich Kontakt mit Hausärzt*innen hatten. Die Rekrutierung wird fortgesetzt, bis Datensättigung erreicht wird. Die leitfadenunterstützten Interviews werden digital aufgezeichnet und im Anschluss transkribiert. Die Auswertung erfolgt mit Hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring.

Ergebnisse: In einer vorläufigen Analyse wurden die Themen „Hygienekonzepte“, „Vertrauensbasis zu den Hausärzt*innen“, „Resignation und Akzeptanz der Maßnahmen“ sowie eine kritische Auseinandersetzung mit Ansätzen der „Telemedizin“ identifiziert.

Diskussion: Die Patient*innen fühlten sich dank der in den Praxen getroffenen und einer stabilen Vertrauensbasis zu ihren Ärzt*innen in ihrem Zugang zur Primärversorgung wenig eingeschränkt. Die endgültigen Ergebnisse werden auf dem Kongress vorgestellt.

Take Home Message für die Praxis: Auf der einen Seite stärken die Hygienemaßnahmen das bestehende Vertrauen in die Hausarztpraxis, wodurch die Patient*innen auch weiterhin ihre Hausärzt*innen aufsuchen. Diese Sicherheit der allgemein gültigen Hygienemaßnahmen wird von den Patient*innen an anderen Stellen im Gesundheitssystem nicht empfunden, die Vertrauensbasis spielt für sie eine große Rolle. Manche Maßnahmen werden von Patient*innen gleichzeitig als Barriere empfunden, sodass das Verhältnis zur Ärztin/zum Arzt erschwert werden kann.