gms | German Medical Science

55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Im Fokus: Versäumte Medikamentenverordnungen bei multimorbiden, geriatrischen Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Claudia Salm - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • Aline Pfefferle - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • Julia Sauer - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • Gloria Metzner - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Sektion für Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg, Deutschland
  • Sebastian Voigt-Radloff - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Freiburg, Deutschland; Institut für Evidenz in der Medizin (für Cochrane Deutschland Stiftung), Deutschland
  • Erik Farin-Glattacker - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Sektion für Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg, Deutschland
  • Andy Maun - Universitätsklinikum Freiburg, Medizinische Fakultät, Institut für Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-07-04

doi: 10.3205/21degam038, urn:nbn:de:0183-21degam0384

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Salm et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Patientenorientierte Verordnung von Medikamenten bei multimorbiden, geriatrischen Patient*innen stellt die Behandelnden vor große Herausforderungen. Die gleichzeitige Einnahme von zehn oder mehr Medikamenten (exzessive Polypharmazie) ist keine Seltenheit und zeigte sich assoziiert mit Gebrechlichkeit, Hospitalisierungen, Mortalität und reduzierter Lebensqualität (Veronese 2018, Sganga 2015, Leelakanok 2017, Montiel-Luque 2017)). Gleichzeitig kann Polypharmazie auch zu versäumten Medikamentenverschreibungen führen, deren mögliche negative Auswirkungen weniger untersucht sind (Kuijpers 2008, Gutiérrez-Valencia 2018).

Fragestellung: Welche Verschreibungen werden am häufigsten ausgelassen? Welche Versorgungsaspekte zeigen sich assoziiert mit möglicherweise versäumten Verschreibungen? Gibt es Hinweise auf eine Assoziation der Häufigkeit versäumter Verschreibungen mit der Funktionalität im Alltag?

Methoden: Im Rahmen der LoChro-Studie, einer randomisiert-kontrollierten Studie zur Evaluation einer neuen lokalen Versorgungsform bei chronisch kranken Älteren (Frank 2019) wird innerhalb einer Querschnittsanalyse der Zusammenhang zwischen Aspekten der Versorgung (Anzahl eingenommener Medikamente, Anzahl Hausarztbesuche, Anzahl anderer Arztbesuche, Vorhandensein eines Medikamentenplans, Kenntnis über die eigene Medikation) und potentiell versäumten Verschreibungen, gemessen an den STOPP/START Kriterien V2 (O'Mahony 2015), unter Berücksichtigung wesentlicher Confounder (u.a. Multimorbidität, Alter, Geschlecht) an etwa 340 Studienteilnehmer*innen untersucht. In einer weiteren Querschnittsanalyse wird ein möglicher Zusammenhang zwischen potentiell versäumter Verschreibungen und Alltagsfunktionalität, gemessen am World Health Organization disability assessment schedule (WHODAS) (World Health Organization 2010) errechnet.

Ergebnisse: Bis Herbst 2021 werden die Ergebnisse der Rechnungen vorliegen.

Diskussion: Gerade weil Polypharmazie die behandelnden Ärzt*innen vor große Herausforderungen stellt, erscheint es wesentlich, sich bewusst zu machen, auf welche Medikamente mitunter verzichtet wird, welche Patienten von potentiell versäumten Verschreibungen besonders betroffen sind und welche Folgen versäumte Verschreibungen haben können.

Take Home Message für die Praxis: In der Praxis sollte berücksichtigt werden, welche Medikamente häufiger nicht verschrieben werden, welche Aspekte der Patientenversorgung möglicherweise mit versäumten Medikamentenverschreibungen assoziiert sind und welche Auswirkungen versäumte Verschreibungen auf Patient*innen haben können.