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Zugang zum HIV-Test für Frauen in Berlin
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Veröffentlicht: | 17. September 2021 |
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Hintergrund: 2019 gab es in Deutschland 2.600 HIV-Neuinfektionen, davon betrafen 61,5% Männer, die Sex mit Männern (MSM) haben, 18,5% betrafen Frauen. Während bei MSM ein deutlicher Inzidenzrückgang zu verzeichnen ist, haben sich die HIV-Neuinfektionen bei Frauen seit 2010 verdoppelt. Zahlen zur Häufigkeit von HIV-Testung bei Frauen sind nicht bekannt. Ein systematisches HIV-Screening wird nur im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge angeboten, somit ist außerhalb der Schwangerschaft unklar inwiefern HIV-Testangebote Frauen erreichen.
Fragestellung: Mit welchen Zugangsbarrieren zum HIV-Test sind Frauen in allgemeinärztlichen und infektiologischen Schwerpunktpraxen in Berlin konfrontiert?
Methoden: Im Februar 2020 wurde in Berlin eine Vollerhebung der infektiologischen Schwerpunktpraxen durchgeführt (N=29, Dropout N=7), im Februar 2021 folgte eine repräsentative Erfassung in 2,5% aller Allgemeinarztpraxen (N=67, Dropout N=15) Dabei wurden Zugangsdimensionen „Verfügbarkeit“, „Zugänglichkeit“ und „Erschwinglichkeit“ mittels eines standardisierten Website-Screening und telefonischer Befragung erfasst.
Ergebnisse: Ein HIV-Test für Frauen ist in allen befragten allgemeinärztlichen Praxen verfügbar, während 13,5% der Schwerpunktpraxen (N=3) keinen Test für Frauen anbieten. In 63% der allgemeinärztlichen- (N=32) und 50% aller Schwerpunktpraxen (N=11) ist das Risikoprofil entscheidend für eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse. Während Frauen in 36.5% (N=8) der eingeschlossenen Schwerpunktpraxen unabhängig vom Risikoprofil einen HIV Test als Kassenleistung erhalten, wird in 35% (N=18) aller allgemeinärztlichen Praxen unabhängig vom Risikoprofil der HIV-Test als Selbstzahlungsleistung abgerechnet.
Diskussion: Laut nationaler Präventionsstrategie ist der flächendeckende und kostenlose Zugang zu HIV-Testung der wichtigsten Eckpfeiler für die Vermeidung von HIV-Infektionen und dem Erhalt von Gesundheit. In den befragten Praxen in Berlin hingegen zeigen sich in den drei analysierten Zugangsdimensionen deutliche Barrieren und eine uneinheitliche Handhabung. Die oben genannten Präventionsziele werden in der hausärztlichen Regelversorgung somit nicht erreicht.
Take Home Message für die Praxis: In Hinblick auf die aktuellen HIV-Präventionsziele sollten Zugangsbarrieren zum HIV-Test für Frauen in der Primärversorgung reduziert und ein niedrigschwelliges Testangebot etabliert werden. Hierzu ist eine koordinierte, fachübergreifende Versorgung mit Blick auf die sexuelle Gesundheit von Frauen unabdingbar.