gms | German Medical Science

55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Ergebnisse der klinischen Studie: Evaluierung des Suizid-Screeners P4 in der Primär- und Sekundärversorgung in Deutschland

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Sabine Schlüssel - LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Kathrin Halfter - LMU München, IBE, München, Deutschland
  • Kurt Kroenke - Indiana University School of Medicine, School of Medicine, USA
  • Karoline Lukaschek - LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Jochen Gensichen - LMU München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-07-02

doi: 10.3205/21degam036, urn:nbn:de:0183-21degam0364

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Schlüssel et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Suizidgedanken sind definiert als Überlegungen oder Gedanken daran, sich das Leben zu nehmen. Für die behandelnden Ärzte kann es schwierig sein, Suizidgedanken zu bewerten, da Herausforderungen – wie Zeitbarrieren, Stigmatisierung und Unsicherheit mit dem Thema Suizidalität – im Praxisalltag vorliegen.

Fragestellung: Ziel der Studie war die Evaluation der deutschen Version des Suizidscreeners „P4“, mit dem Zweck, die Suizidalität bei Risikopatienten in der Primärversorgung in Deutschland zu erfassen und zusätzlich Awareness für das Thema zu schaffen.

Methoden: In einer Querschnittsstudie mit ambulanten Patienten mit Depressionen und/ oder Suizidgedanken erfassten wir den Patient-Health-Questionnaire-depression-Fragebogen (PHQ-9). Es wurden Patienten eingeschlossen, die einen PHQ-9-Summenwert ≥ 10 hatten oder die Schlüsselfrage zur Suizidalität positiv beantworteten. Die konvergente Validität des „P4“ wurde durch den Vergleich zum bereits in Deutschland validierten Suicide Behaviors-Questionnaire-Revised(SBQ-R)-Fragebogen untersucht. Die Konstruktvalidität wurde durch Korrelationen zum PHQ-9- und PMH-Fragebogen (Positive Mental Health) bewertet.

Ergebnisse: Die Stichprobe umfasste 223 Patienten (Durchschnittsalter 47,61 ± 15 Jahre; 61,9% Frauen) aus 20 Hausarztpraxen (104 Patienten) und 10 psychiatrischen / psychotherapeutischen Kliniken (119 Patienten) (September 2019–Februar 2020). Die konvergente Validität wurde durch eine moderate Übereinstimmung mit dem SBQ-R (Cohens kappa von 0,44) gestützt. Der Anteil der Patienten in minimalen, niedrigeren und höheren P4-Suizidrisikokategorien betrug 30,5%, 53,8% bzw. 15,7%. Familie und Freunde wurden als häufigste präventive Faktoren (67%) genannt.

Diskussion: Der P4-Screener ist eine kurze Maßnahme, die beim Screening auf Suizidgedanken, insbesondere in der Primärversorgung, hilfreich sein kann. Durch die Stratifizierung des Risikos, sowie die Identifizierung patientenspezifischer Schutzfaktoren, kann der P4 bei der Planung der Behandlung sowie bei Überweisungsentscheidungen helfen.

Take Home Message für die Praxis: Suizidgedanken sollen in der Praxis aktiv angesprochen werden- Fragebögen können dabei unterstützen.