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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Beurteilung der Versorgungsqualität chronischer Krankheiten durch Patienten mit Depression: gepoolte Analyse zweier randomisierter Studien in der Primärversorgung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christian Beltz - Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Karoline Lukaschek - Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • Susanne Rospleszcz - Helmholtz Zentrum München, Institut für Epidemiologie, Deutschland
  • Peter Falkai - Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, München, Deutschland
  • Jürgen Margraf - Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl Klinische Psychologie und Psychotherapie, Bochum, Deutschland
  • Jochen Gensichen - Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-06-04

doi: 10.3205/21degam032, urn:nbn:de:0183-21degam0326

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Beltz et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Das Chronic Care Model beinhaltet evidenzbasierte Empfehlungen zur Verbesserung der Versorgung von Patienten mit chronischen Erkrankungen. Der Patient Assessment of Chronic Illness Care Questionnaire (PACIC) ist ein weit verbreitetes Instrument zur Beurteilung der ambulanten Versorgung von Patienten mit chronischen Erkrankungen aus Patientensicht.

Fragestellung: Es wird untersucht, inwieweit der PACIC-Score von Patienten- und Praxismerkmalen unabhängig ist.

Methoden: Für die Analyse wurden Daten von Patienten der Studien PARADIES (n=419) und PRoMPT (n=626) gepoolt. Der finale gepoolte Datensatz umfasste 579 Patienten, bzw. 280 Patienten nur aus den Interventionsgruppen, mit gültigen Werten. Lineare Regressionsmodelle mit PACIC-Scores als abhängiger Variable und Patientencharakteristika als unabhängige Variablen wurden berechnet, um Beta-Koeffizienten und entsprechende 95%-CI als Maß für die Assoziation zu erhalten. Um die Assoziation zwischen Praxismerkmalen und PACIC-Scores zu bewerten, wurden lineare gemischte Modelle mit einzelnen Praxen als Zufallseffekte berechnet.

Ergebnisse: Die Mehrheit der Patienten war weiblich (n=209, 74,6%), mittleres Alter war 51,0 Jahre (Spannbreite: 41,8–58,0 Jahre). Patienten mit schwereren depressiven Symptomen und Patienten mit höheren Verbesserungen der depressiven Symptome zwischen den Messzeitpunkten hatten höhere PACIC-Scores. PACIC-Scores waren nicht mit Patientenmerkmalen wie Geschlecht (p = 0,473) oder Alter (r =0,04, 95% KI [-0,07, 0,15], p = 0,531) assoziiert. Das Alter des Arztes war signifikant negativ mit den PACIC-Scores assoziiert (r = -0,14, 95% KI [-0,27, -0,02], p = 0,03).

Diskussion: Die Patienten in den Interventionsarmen hatten signifikant höhere PACIC-Scores, und die Verbesserung der psychischen Belastung war signifikant mit höheren Scores verbunden. Unseres Wissens gibt es keine Studien, die die PACIC 20-Item-Version (wie in PROMPT verwendet) auf die PACIC 11-Item-Version (wie in PARADIES verwendet) kalibrieren. Die vorgestellte Methode zum Vergleich von PACIC-Scores verschiedener Skalenniveaus wurde als praktikabel bestätigt.

Take Home Message für die Praxis: Der PACIC ist ein geeignetes Instrument zur Erfassung der chronischen Versorgung und weitgehend unabhängig von Patienten- und Praxiseigenschaften.