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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Wie rekrutiert man Forschungspraxen? Erste Erfahrungen vom Aufbau des allgemeinmedizinischen Forschungspraxennetzes SaxoN

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Astrid-Alexandra Klein - Technischen Universität Dresden, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Jenny Petermann - Technischen Universität Dresden, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Franziska Brosse - Technische Universität Dresden, Bereich Allgemeinmedizin, Dresden, Deutschland
  • Jennifer Engler - Goethe-Universität Frankfurt, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Karola Mergenthal - Goethe-Universität Frankfurt, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-06-02

doi: 10.3205/21degam030, urn:nbn:de:0183-21degam0302

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Klein et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Im Rahmen der bundesweiten BMBF-Förderung baut das Projekt SaxoN ein hausärztliches Forschungspraxennetz auf. Dafür sollen sachsenweit 50 Praxen innerhalb von fünf Jahren rekrutiert und akkreditiert werden, um qualitativ hochwertige aber gleichzeitig praxistaugliche Studien durchzuführen. Der zeitliche Mehraufwand für Praxen stellt das Projekt insbesondere während der Pandemie vor Herausforderungen. Dem zu begegnen bedarf komplexer Rekrutierungsstrategien.

Fragestellung: Wie gelingt es Hausarztpraxen zu rekrutieren, sodass ein Forschungspraxennetz etabliert werden kann?

Methoden: Das Forschungspraxennetz wird seit Februar 2020 entwickelt und aufgebaut. Es wurde ein Rekrutierungskonzept erarbeitet, das folgende Strategien umfasst:

1.
Öffentlichkeitsarbeit (Corporate Design, Website, Informationsfilm)
2.
Bekanntmachungen (Veranstaltungen, Newsletter)
3.
Versand von Informationsmaterialien und Ergebnisbroschüren aus einem Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der SGAM.

Zudem wurde jeweils ein Erinnerungsschreiben inklusive Hinweise auf Veranstaltungs- und Qualifizierungsangebote versendet. Eine erste Prozessevaluation findet begleitend statt.

Ergebnisse: Von 2.000 postalisch angeschriebenen Hausärzten haben sich 140 rückgemeldet, 89 haben ihr Interesse bekundet. Erste Treffen und Qualifizierungsveranstaltungen mit Interessierten haben bereits stattgefunden. Dieses Feedback wird zur weiteren Ausgestaltung des Forschungspraxennetzes genutzt. Aktuell haben 20 Hausarztpraxen-Teams schriftlich ihre Teilnahme vereinbart, fünf sind auf einer Warteliste aufgrund aktuell fehlender Ressourcen. Veranstaltungen haben sich zur Ansprache von Hausarztpraxen als vorteilhaft erwiesen, aber auch die Verknüpfung mit einem Beteiligungsangebot (Qualifizierungsveranstaltung bzw. Forschungsprojekt). Als hinderlich haben sich mangelnde zeitliche Ressourcen durch hohe Arbeitsbelastung und die Unsicherheiten der Corona-Pandemie erwiesen.

Diskussion: Um Praxen zu binden sind inhaltliches Interesse, Mitgestaltungsmöglichkeit aber auch der Aufbau einer persönlichen Beziehung relevant. Die aktuellen Gegebenheiten in den Praxen sollten bei der Rekrutierung umfassend beachtet werden. Urlaubszeiten und Zeiten mit erhöhter Belastung (z.B. Quartalsabrechnungen, die Pandemiesituation), erwiesen sich als erschwerende Faktoren. Eine offene und persönliche Kommunikation, frei wählbare Terminoptionen sowie Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse der Praxen werden dazu beitragen das Rekrutierungsziel zu erreichen.

Take Home Message für die Praxis: Persönliche Bindung, freie Zeiteinteilung und Forschungsbeteiligung in realistischem zeitlichen Rahmen sowie die Möglichkeit auch später ins Forschungspraxennetz einzusteigen, tragen zur erfolgreichen Rekrutierung bei.