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55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Lübeck, 16. - 18.09.2021

Subjektive Gedächtnisbeschwerden und objektive Gedächtnisleistung bei geriatrischen Frailty-Patient*innen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Yekaterina Pashutina - Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Centre for Health and Society (chs), Düsseldorf, Deutschland
  • Simon Kaupen - Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Centre for Health and Society (chs), Düsseldorf, Deutschland
  • Michael Pentzek - Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Centre for Health and Society (chs), Düsseldorf, Deutschland
  • Susanne Löscher - Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Centre for Health and Society (chs), Düsseldorf, Deutschland
  • Stefan Wilm - Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Centre for Health and Society (chs), Düsseldorf, Deutschland
  • Achim Mortsiefer - Universität Witten/Herdecke, Professur für Primärärztliche Versorgung, Fakultät für Gesundheit, Department für Humanmedizin, Witten, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 55. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Lübeck, 16.-18.09.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. DocV-02-04

doi: 10.3205/21degam010, urn:nbn:de:0183-21degam0108

Veröffentlicht: 17. September 2021

© 2021 Pashutina et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Subjektive Gedächtnisbeschwerden (Subjective Memory Complaints, SMC) sind bei geriatrischen Patient*innen weit verbreitet und stellen einen potentiellen Risikofaktor für das spätere Auftreten von kognitiven Beeinträchtigungen und Demenz dar. Bisher ist jedoch nicht eindeutig geklärt, welchen Aussagewert SMC für die aktuell vorliegende, objektive Gedächtnisleistung bei geriatrischen Patient*innen mit ausgeprägter Gebrechlichkeit im Sinne eines Frailty-Syndroms haben.

Fragestellung: Gibt es einen Unterschied zwischen der aktuell vorliegenden, objektiven Gedächtnisleistung von Frailty-Patient*innen mit und ohne SMC?

Methoden: Für diese Untersuchung wurden Baseline-Daten der cluster-randomisierten multizentrischen COFRAIL-Interventionsstudie zur Verbesserung der hausärztlichen Versorgung bei geriatrischen Frailty-Patient*innen mit Polypharmazie genutzt. SMC wurden anhand der 10. Frage der Geriatrischen Depressionsskala (GDS) „Glauben Sie, dass Sie mit dem Gedächtnis mehr Schwierigkeiten haben als andere Leute?“ mit zwei Antwortmöglichkeiten (ja versus nein) erfasst. Die objektive Gedächtnisleistung wurde mithilfe von CERAD-Verbale Flüssigkeit und CERAD-Wortliste Lernen-Wiederholen-Abrufen erhoben. Die Scores der beiden CERAD-Tests wurden zu einem Wert zusammengefasst. Anschließend wurde für zwei Gruppen (Frailty-Patient*innen mit und ohne SMC) jeweils ein Mittelwert berechnet. Der Mittelwertunterschied wurde mit einem t-Test für unabhängige Stichproben bestimmt.

Ergebnisse: In die Datenanalyse wurden insgesamt 429 Frailty-Patient*innen (68,8% weiblich; Durchschnittsalter = 84,3 Jahre (SD = 6,08)) eingeschlossen. Davon berichteten 95 (22,1%) Patient*innen über SMC. Der t-Test konnte einen signifikanten Mittelwertunterschied zeigen: Patient*innen mit SMC erzielten im Durchschnitt weniger Punkte in der Summe der beiden CERAD-Tests als Patient*innen ohne SMC (t (427) = 4,825, p<0,001).

Diskussion: SMC liefern wichtige Hinweise auf aktuell vorliegende, objektive Gedächtnisprobleme bei geriatrischen Frailty-Patient*innen. Daraus können sich neue Implikationen für die medizinisch-psychologische Diagnostik und mögliche Interventionen im Bereich der Altersmedizin ergeben.

Take Home Message für die Praxis: Hausärzte sollten von geriatrischen Patient*innen geäußerte SMC ernst nehmen und auch explizit erfragen, da sie ein Indikator für eine möglicherweise noch nicht erkannte demenzielle Entwicklung sein können.