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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Therapeutische Ansätze für Ärzte als Patienten mit psychischen Erkrankungen: Patientenvorstellung (live) und klinische Erfahrungen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Andreas Wahl-Kordon - Oberbergklinik Schwarzwald, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocSym2-08

doi: 10.3205/19degam214, urn:nbn:de:0183-19degam2145

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Wahl-Kordon.
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Gliederung

Text

Hintergrund: In Untersuchungen zur Arbeitssituation von Ärzten zeigt sich meist eine hohe Zufriedenheit trotz hoher Belastungen durch die Veränderungen der Arbeitsbedingungen. Es zeigen sich vermehrte externe Kontrollen, ein Verlust von Autonomie, die Zunahme nicht ärztlicher Tätigkeiten, eine fachbezogen, nicht als angemessen gesehene Liquidation und anderes mehr. All dies erhöht den psychosozialen Stress im Arztberuf. Ärzte zeigen sich vermehrt enttäuscht, ausgebrannt und unzufrieden. Das Risiko für die Entwicklung von Burnout-Symptomen, psychischen Erkrankungen und Abhängigkeitserkrankungen ist für Ärzte erhöht.

Fragestellung: Welche Herausforderungen entstehen für Ärzte mit psychischen und Sucht-Erkrankungen? Welche Auswirkungen haben diese auf therapeutische Maßnahmen dieser Betroffenengruppe?

Methoden: Anhand einer Kasuistik eines betroffenen Arztes (Patientenvorstellung) wird über eine beispielhafte Krankengeschichte berichtet und in diesem Zusammenhang das Thema „Arzt als Patient“ näher beleuchtet. Therapeutische Ansätze bei dieser besonderen Zielgruppe werden skizziert.

Ergebnisse: Die Therapie von Ärzten mit psychischen und Sucht-Erkrankungen stellt oft eine Herausforderung dar und hat hinsichtlich der Approbation einige Implikationen.

Diskussion: Die Herausforderungen in der Therapie mit Ärzten sind vielfältig und vielschichtig. So tendieren Ärzte dazu sich selbst zu behandeln oder erst spät ärztliche/professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Im Gegenzug delegieren die behandelnden Ärzte Verantwortung für Gesundheit und Therapie wieder an die hilfesuchenden Ärzte zurück. Der „Arzt als Patient“ muss sich im Rahmen der Therapie in eine neue Rolle einfinden und diese muss seitens der Therapeuten klar adressiert werden.

Aus Angst vor dem Verlust der Approbation besteht eine starke Verheimlichungstendenz bei Suchterkrankungen bei gleichzeitig erhöhtem Risiko von einer Abhängigkeitserkrankung betroffen zu sein. Die leichte Verfügbarkeit von psychotropen Substanzen erschwert in der Folge die Einhaltung der Abstinenz. Veränderungen des Arbeitsumfeldes oder Tätigkeitsspektrums können notwendig sein.

Take Home Message für die Praxis: Der „Arzt als Patient“ stellt insbesondere bei psychischen und Suchterkrankungen besondere Anforderungen an das System und die Hilfeleistenden. Zielgruppenspezifische Therapiemaßnahmen umfassen Selbsthilfegruppen, störungsspezifische Therapien in auf Ärzte spezialisierten Kliniken, Tageskliniken und Ambulanzzentren, sowie Curriculare Nachsorgeangebote in Zusammenarbeit mit den Ärztekammern.