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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Die Kur als Heilmittel und Sehnsuchtsort. Vom hausärztlichen Spagat zwischen Patientenwohl, Patientenwunsch und gesellschaftlichen Ansprüchen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Fritz Meyer - Allgemeinarztpraxis Dott. Mag. N. Ceapa, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocSLM-01

doi: 10.3205/19degam199, urn:nbn:de:0183-19degam1993

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Meyer.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Badekuren gelten seit historischen Zeiten als Heilmittel. Während in der Antike Thermalquellen schon therapeutisch genutzt wurden, dienten öffentliche Badestuben im Spätmittelalter eher marginal der Körperpflege und mehr den Ausschweifungen jeglicher Art. Dies förderte die Ausbreitung der „Lustseuchen“ und schädigte obendrein den Ruf des Badewesens. Im 17. Jahrhundert wurde die Balneologie zunehmend gesellschaftsfähig, Kurorte mit Trinkbrunnen, Kolonnaden und Kursälen prosperierten. Ab dem 19. Jahrhundert entwickelte sich die wissenschaftliche Balneologie, zudem propagierten naturheilkundliche Therapeuten wie Kneipp und Schroth natürliche Heil- und Lebensweisen und förderten damit die „Kur“ in allen ihren Facetten.

Fragestellung/Diskussionspunkt: In unserem Gesundheitswesen ist der Anspruch auf rehabilitationsmedizinische Maßnahmen gesetzlich geregelt. Dabei stellt nicht nur die Heilung oder Linderung bestehender Krankheiten, sondern auch die Prävention einen wichtigen Gesichtspunkt dar. Durch diese Entwicklung hat sich in den letzten Jahren der Druck auf den Hausarzt merklich erhöht, die Patientenansprüche bezüglich eines Kurverfahrens aus hausärztlicher Sicht zu kanalisieren, zu prüfen und bei den Kostenträgern durchzusetzen. Der dabei entstehende Bürokratiemarathon führt zu einer erheblichen zusätzlichen Arbeitsbelastung im hausärztlichen Alltag. Bei Ablehnung eines Antrags folgt in der Regel eine Kaskade von Widersprüchen und weiteren Untersuchungen, welche die Arzt-Patientenbeziehung nachhaltig und nachteilig trüben können.

Inhalt: Die Lyriker Wilhelm Busch und Eugen Roth gelten als Klassiker des deutschen Humors im 19. und 20. Jahrhundert. In Anlehnung an deren Reim, Metrik und Sprachduktus wird eine hintergründig-ironische, mit Bildmaterial unterlegte Impression des bürokratisch mühsamen und konfliktbeladenen, hausärztlichen Spagats zwischen Patientenwohl, Patientenwunsch und Gesundheitssystem rund um die deutsche „Kur“ aus dem Blickwinkel eines langjährigen Hausarztes gezeichnet.

Take Home Message für die Praxis: Bei korrekter Indikation haben Rehabilitationsverfahren positive Auswirkungen auf die psycho-physische Situation eines kranken Menschen und können zur Aufrechterhaltung der persönlichen und beruflichen Leistungsfähigkeit eines Patienten beitragen. Die Antragsmodalitäten sind allerdings komplex. Eine deutliche Reduzierung bürokratischer Hürden würde dem Patientenwohl dienen und wäre zur Erleichterung der hausärztlichen Arbeitsbelastung erstrebenswert.