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Zahngesundheit älterer Menschen mit Pflegebedarf – eine interprofessionelle Aufgabe
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Veröffentlicht: | 11. September 2019 |
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Hintergrund: Die zahnmedizinische Versorgung von pflegebedürftigen Menschen kann als problematisch bezeichnet werden. Schlechte Mundhygiene hat Auswirkungen nicht nur auf die Allgemeingesundheit, sondern beeinträchtigt auch die Lebensqualität. Das Projekt „Zahnärztliche Versorgung älterer Menschen mit Pflegebedarf“ zielt darauf ab, interdisziplinäre, regionale Versorgungsansätze zur Verbesserung der Versorgungssituation zu entwickeln. Gefördert wird das EUREGIO-Projekt im Programm INTERREG Deutschland Nederland.
Fragestellung: Wie lässt sich die Versorgung pflegebedürftiger Älterer an der Schnittstelle Pflege, Allgemein- und Zahnmedizin verbessern? Wie können Akteure im Austausch Deutschland (D) / Niederlande (NL) voneinander lernen?
Methoden: Zunächst wurden 76 Experten/-innen (Pflege, Zahnmedizin, Allgemeinmedizin, pflegende Angehörige, Patient_innen) zu Bedarfen und Barrieren in einer qualitativen Interviewstudie in D/NL befragt. Aus den Ergebnissen der Befragung wurden erste Handlungsempfehlungen abgeleitet und in partizipativen Verfahren (Zukunftswerkstätten) gemeinsam mit Akteur_innen aus der Region zu konkreten Handlungsansätzen weiterentwickelt.
Ergebnisse: Die Befragung ergab, dass Hausärzt_innen in D und NL sich für den ganzen Menschen verantwortlich sehen, aber bei eintretender Pflegebedürftigkeit selten Zusammenhänge zwischen Zahn- und Allgemeingesundheit ansprechen. Im Priorisierungsprozess wird von Hausärzt_innen, Pflegekräften und pflegenden Angehörigen häufig zu Gunsten anderer Versorgungsfragen auf Maßnahmen der Mundhygiene und zahnmedizinischen Versorgung verzichtet. Zahnmediziner_innen hingegen betonen die positiven Effekte auch kleinerer zahnmedizinischer Maßnahmen (Anpassung von Prothesen, Schmerzreduktion etc.).
Konkrete Empfehlungen der Zukunftswerkstätten sehen die Vermittlung von Informationen (Internetportal), die Entwicklung interprofessioneller Trainings zur Sensibilisierung sowie regionaler Strategien zur Verbesserung der Kooperation (Checklisten, Fallbesprechungen etc.) in der Region vor.
Diskussion: Während Austauschprozesse zwischen Allgemein- und Zahnmedizin sich vor allem auf Medikation, relevante Vor- oder mögliche Folgeerkrankungen beziehen, sind an der Schnittstelle zur Pflege konkrete Handlungsansätze zur Mundhygiene und Initiierung von zahnmedizinischen Untersuchungen gefragt. Interprofessionelle Fallbesprechungen bieten hier Potenzial zur patientenzentrierten Versorgung. Entsprechende Modelle werden bereits in stationären Pflegeeinrichtungen in NL umgesetzt.
Take Home Message für die Praxis: Die Bedeutung der Mundgesundheit ist auch für zahlreiche hausärztliche Versorgungsaspekte von großer Relevanz.