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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

ADVANTAGE: die Gemeinsame Aktion gegen Frailty in Europa

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Ulrike Junius-Walker - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Birgitt Wiese - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocP08-04

doi: 10.3205/19degam169, urn:nbn:de:0183-19degam1693

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Junius-Walker et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Bürger in Europa werden immer älter. Das altersassoziierte Syndrom Frailty (Gebrechlichkeit) findet zunehmend Verbreitung. Es ist ein gesundheitlicher Risikozustand, der im Wesentlichen zu Einschränkungen der Funktionskapazitäten führt. Menschen mit Frailty sind vorzeitig von Behinderung, Pflegebedürftigkeit, (iatrogenen) Komplikationen und von einer erhöhten Sterblichkeit betroffen.

Fragestellung: 23 Mitgliedsstaaten haben sich zu einer Gemeinsamen Europäischen Aktion formiert, um zu einer konsentierten Begriffsbestimmung von Frailty zu gelangen, um Evidenzen zu Bedeutung und den gesundheitlichen Maßnahmen bei Frailty zusammenzutragen und um länderspezifische “Standortbestimmungen” hinsichtlich vorhandener Gesundheitsleistungen bei Frailty vorzunehmen.

Methoden: ADVANTAGE (2017-19) besteht aus drei aufeinander folgenden Projektteilen. Im ersten Jahr wurde der Stand der Literatur zu Frailty zusammengetragen. Im zweiten Jahr wurden Expertenumfragen zu Bewusstsein und Frailty Maßnahmen in den jeweiligen Mitgliedsstaaten durchgeführt. Inhaltsanalysen führten zu einer ländervergleichenden Bewertung. Im laufenden dritten Jahr werden länderspezifische “Roadmaps” zur gesundheitspolitischen Impulsgebung erstellt.

Ergebnisse: Das ADVANTAGE Konsortium ist auf Grundlage systematischer Reviews zu einer einheitlichen Definition gelangt. Prävalenz, Inzidenz und der Einfluss von sozialer Ungleichheit verdeutlichen die hohe Public Health Relevanz für Europa. Die Übersichtsarbeiten zeigen, dass Menschen mit Frailty und Frailty Risiko mithilfe einfacher Tests erkannt werden können und dass präventive,(unterstützend) therapeutische, pflegerische und soziale Maßnahmen ein Voranschreiten von Frailty verhindern bzw. begrenzen. Die Expertenumfragen in 21 Mitgliedsstaaten ergeben, dass Deutschland im Ländervergleich hinsichtlich der Public Health Bedeutung von Frailty und Bereitstellung gesundheitlicher Leistungen im unteren Mittelfeld liegt.

Diskussion: Frailty ist ein multidimensionales Syndrom im Alter, das rechtzeitig präventive Maßnahmen erfordert ebenso wie ein ganzheitliches integratives Therapiekonzept. Das ist eine medizinische und gesamtgesellschaftlich politische Aufgabe.

Take Home Message für die Praxis: In Deutschland besteht noch ein großes Potenzial zur Bereitstellung sowie Koordinierung konkreter Leistungsangebote bei Frailty bzw. Frailty Risiko. Zur Implementierung sind steuernde Impulse auf gesundheitspolitischer Ebene nötig ebenso wie auf Versorgerebene eine Bereitstellung konkreter Leistungen.