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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Psychosoziale Unterstützung von Eltern und erwachsenen Kindern am Lebensende – Ergebnisse eines Scoping Reviews

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Laura Gawinski - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Nils Schneider - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Stephanie Stiel - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • Franziska A. Herbst - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocP06-04

doi: 10.3205/19degam156, urn:nbn:de:0183-19degam1568

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Gawinski et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die psychosoziale Unterstützung von Patienten mit unheilbaren Erkrankungen und ihren Angehörigen hat einen hohen Stellenwert. Innerhalb des Forschungsprojekts „Dy@EoL – Interaktionen am Lebensende in Dyaden von Eltern und erwachsenen Kindern“ (2017-20; BMBF-Förderkennzeichen: 01GY1711) wurde ein Scoping Review zu Interaktionen in Beziehungen von erwachsenen Kindern und ihren Eltern am Lebensende und darauf bezogene psychosoziale Unterstützungsangebote durchgeführt.

Fragestellung: Was ist aus dem aktuellen wissenschaftlichen Literaturstand über Interaktionen und psychosoziale Unterstützung(sbedarfe) von erwachsenen Kindern und Eltern am Lebensende bekannt?

Methoden: Es wurden 5 Datenbanken für ein Scoping Review systematisch durchsucht. Zusätzlich erfolgte eine Handsuche der Literaturverzeichnisse relevanter Artikel. Aus den final eingeschlossenen wissenschaftlichen Beiträgen (n=16) wurden Hauptthematiken deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse: Das Bedürfnis nach psychosozialer und praktischer Unterstützung sowie wechselseitiger Patient-Angehörigen-Unterstützung waren Kernthemen. Die Beziehung kann sich durch Fürsorgeerfahrungen verbessern, jedoch können unterschiedliche Erwartungshaltungen an die Pflege durch den Angehörigen auch zu Konflikten am Lebensende führen. Die Kommunikation gestaltet sich aufgrund spezifischer familiärer Kommunikationsmuster divers; die Studien beschreiben die explizite Vermeidung von emotionalen und krankheitsbezogenen Themen als dysfunktional. Das Bedürfnis Angehöriger, durch medizinisches Personal auf emotional schwierige Pflegesituationen vorbereitet zu werden und praktische Pflegeanleitung zu erhalten, stand zudem im Vordergrund.

Diskussion: Die Beziehung von Eltern und erwachsenen Kindern am Lebensende ist stark von sozionormativen Vorstellungen geprägt, die in der individuellen Situation und Beziehung ausgehandelt werden. Kommunikative und emotionale Unterstützungsangebote müssen auf die jeweilige Dyade angepasst erfolgen. Hausärztinnen und -ärzte sollten für Ambivalenzen in der durch die Pflegesituation möglicherweise geänderten Beziehung zum Dyadenpartner sensibilisiert sein.

Take Home Message für die Praxis: Hausärztinnen und -ärzte haben eine Schlüsselrolle in der psychosozialen Begleitung von Patienten in der letzten Lebensphase und ihrer Angehörigen. Dafür ist zentral, dass Hausärztinnen und -ärzte auch die Familiendynamik des Patienten als Bestandteil der psychosomatischen Grundversorgung betrachten.