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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Rezeptfreie Medikamente – Nutzung, Einstellungen und Zuschreibungen durch hausärztliche Patienten

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Patrick Jacobi - Universitätsmedizin Mainz, Abteilung Allgemeinmedizin, Zentrum für Allgemeinmedizin und Geriatrie, Mainz, Deutschland
  • Julian Wangler - Universitätsmedizin Mainz, Abteilung Allgemeinmedizin, Zentrum für Allgemeinmedizin und Geriatrie, Mainz, Deutschland
  • Michael Jansky - Universitätsmedizin Mainz, Abteilung Allgemeinmedizin, Zentrum für Allgemeinmedizin und Geriatrie, Mainz, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocP04-03

doi: 10.3205/19degam141, urn:nbn:de:0183-19degam1417

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Jacobi et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Rezeptfreie Medikamente haben erhebliche Bedeutung erlangt. Sie versprechen die Möglichkeit, Beschwerden erst einmal ohne Arzt zu lindern. Geht es um Erkältung, Halsschmerzen, Obstipation oder Sodbrennen, sind OTC-Präparate bei Patienten beliebt. Immer wieder wird jedoch moniert, dass sie oftmals nicht nur relativ leichtfertig eingenommen werden, sondern auch falsche Vorstellungen von möglichen (Neben)Wirkungen vorliegen.

Fragestellung: Im Rahmen des vorzustellenden Dissertationsprojekts soll u.a. eruiert werden, wie häufig und zu welchen Anlässen hausärztliche Patienten rezeptfreie Arzneimittel kaufen bzw. einnehmen, welche Eigenschaften ihnen zugeschrieben werden und inwiefern Unterschiede zwischen frei käuflichen und apothekenpflichtigen OTC-Präparaten wahrgenommen werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Informationsverhalten sowie auf der Frage, inwiefern Patienten vor der Verwendung rezeptfreier Medikamente den Arzt konsultieren.

Methoden: Zwischen April 2017 und Januar 2018 wurden 246 Patienten in 20 allgemeinmedizinischen Praxen in Rheinland-Pfalz und im Saarland schriftlich befragt.

Ergebnisse: Die Ergebnisse widerspiegeln die Beliebtheit rezeptfreier Medikamente bei Patienten. Angewendet werden diese v.a. bei Erkältungen (83%), Insektenstichen/Sonnenbrand (68%) und (Kopf)Schmerzen (65%). Weiter zeigen sich deutliche Hinweise darauf, dass aus Patientensicht der Nutzen von OTC-Präparaten darin besteht, dass sie leicht anwendbar (60%) bzw. verträglich sind (43%) und „einem den Weg zum Arzt ersparen“ (62%). Damit einhergeht, dass vor dem Kauf rezeptfreier Medikamente ein beträchtlicher Teil der Befragten (39%) grundsätzlich keine ärztliche Beratung in Anspruch nimmt und dies auch nicht für notwendig hält. Unerwünschte Nebenwirkungen fürchtet nur ein kleiner Teil der Befragten.

Diskussion: In den Befragungsresultaten zeigen sich Hinweise, dass Selbstmedikation mittels rezeptfreier Medikamente auch unter hausärztlichen Patienten aller Altersgruppen inzwischen verbreitet ist. Vor diesem Hintergrund sollte verstärkt darauf geachtet werden, die Nutzung von OTC-Präparaten im Arzt-Patient-Gespräch zu thematisieren und die Patienten für mögliche Risiken zu sensibilisieren.

Take Home Message für die Praxis: Die empirisch fundierte Kenntnis über Patienteneinstellungen und Zuschreibungen in Bezug auf OTC-Präparate ist für Hausärzte relevant. Auf dieser Basis können Missverständnisse und Falschbewertungen frühzeitig ausgeräumt und damit einer zu leichtfertigen oder gar falschen Anwendung vorgebeugt werden.