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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Multi-Indikations-Review und Metaanalyse zur Quantifizierung anticholinerger Effekte von Amitriptylin: ein Studienprotokoll

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Maria-Sophie Brueckle - Goethe Universität, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Elizabeth T. Thomas - Bond University Faculty of Health Sciences, Faculty of Health Sciences & Medicine, Australien
  • Truc Sophia Nguyen - Goethe Universität, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Ana Isabel Gonzalez-Gonzalez - Goethe Universität, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Svenja Seide - Universität Heidelberg, Institut für Medizinische Biometrie und Informatik, Heidelberg, Deutschland
  • Maximilian Pilz - Universität Heidelberg, Institut für Medizinische Biometrie und Informatik, Heidelberg, Deutschland
  • Sebastian Harder - Goethe Universität, Institut für klinische Pharmakologie, Deutschland
  • Paul P. Glasziou - Bond University Faculty of Health Sciences, Faculty of Health Sciences & Medicine, Australien
  • Ferdinand M. Gerlach - Goethe Universität, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Christiane Muth - Goethe Universität, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocP02-03

doi: 10.3205/19degam126, urn:nbn:de:0183-19degam1269

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Brueckle et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Amitriptylin ist eines der am häufigsten verschriebenen Antidepressiva und wird bei zahlreichen weiteren Konditionen (z.B. Harninkontinenz, Kardiovaskuläre Erkrankungen, Parkinson, Allergien, Übelkeit, Hyperacidität, COPD) eingesetzt. Durch eine veränderte Pharmakokinetik und -dynamik steigt besonders bei älteren Menschen das Risiko für unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW), v.a. durch anticholinerge Effekte. Bisher gibt es Evidenz zur Wirksamkeit von Amitriptylin (z.B. bei Depression, Fibromyalgie, Neuropathischem Schmerz), allerdings ist zur Häufigkeit von UAWs unter Amitriptylin-Therapie bisher nur wenig bekannt. Eingebettet in das EVITA-Projekt (Evidenzbasiertes Multimedikationsprogramm mit Implementierung in die Versorgungspraxis, Fördernummer: 01VSF16034), führen wir ein systematisches Review mit Metaanalyse zu UAWs bei Erwachsenen mit jeder Indikation unter Amitriptylin-Therapie durch.

Fragestellung: Mit welcher Häufigkeit und Intensität treten anticholinerge UAWs unter Amitriptylin-Therapie jedweder Indikation bei Erwachsenen auf?

Methoden: Zu einer systematischen Recherche in sechs elektronischen Datenbanken werden Vorwärts-/Rückwärtssuchen, Handsuchen und Suchen nach Zulassungsstudien der FDA und EMA durchgeführt. Eingeschlossen werden randomisierte, placebo-kontrollierte Studien (RCT) mit Amitriptylin in jedweder Dosierung, bei jeglicher Indikation/gesunden Erwachsenen ohne Restriktionen hinsichtlich Publikationszeitpunkt und -sprache. Ausgeschlossen werden Studien mit topischem Amitriptylin und Kombinationstherapien. Zwei unabhängige Untersucher selektieren die Studien, bewerten deren methodische Qualität nach Cochrane-Standards und extrahieren Daten zu Design, Population, Intervention und Outcomes (anticholinerge und andere UAWs) in Datenextraktionstabellen eines standardisierten Formats nach vorausgegangener Pilotierung an einer Teilstichprobe (20 Studien). Für das primäre Outcome (anticholinerge UAWs) wurden UAWs aus Faktendatenbanken (z.B. Martindale™) extrahiert und von einem erfahrenen klinischen Pharmakologen nach Relevanz und Schwere bewertet, um diese in einem Outcome zusammenzufassen. Die Informationen werden in Form von Metanalysen und narrativ synthetisiert.

Diskussion: Die Beschränkung auf RCTs mit Vergleichen zwischen Amitriptylin und Placebo wirkt Konfundierung durch Nocebo-Effekte entgegen, eine ggf. vorliegende UAW-Untererfassung in Studien ist eine Limitation.

Take Home Message für die Praxis: Die Ergebnisse unterstützen Risiko-Nutzen-Abwägungen bei der Amitriptylin-Verordnung – patientenindividuell und in Leitlinienempfehlungen.