gms | German Medical Science

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Optimierung der Angemessenheit der Medikamententherapie bei Altenheimbewohnern – Ergebnisse aus dem SiMbA-Projekt

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Dagmar Schaffler-Schaden - Paracelsus Medical University, Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Österreich
  • Johanna Dellinger - Paracelsus Medical University, Institut für Pflegewissenschaft und -praxis, Österreich
  • Magdalena Schreier - Paracelsus Medical University, Institut für Pflegewissenschaft und -praxis, Österreich
  • Stefan Pitzer - Paracelsus Medical University, Institut für Pflegewissenschaft und -praxis, Österreich
  • Beate Brandauer-Stickler - Paracelsus Medical University, Institut für Pflegewissenschaft und -praxis, Österreich
  • Jürgen Osterbrink - Paracelsus Medical University, Institut für Pflegewissenschaft und -praxis, Österreich
  • Maria Flamm - Paracelsus Medical University, Institut für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Österreich

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV82-03

doi: 10.3205/19degam115, urn:nbn:de:0183-19degam1150

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Schaffler-Schaden et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Die vorallem bei älteren Menschen vorherrschende Polypharmazie birgt das Risiko unerwünschter Arzneimittelereignisse und kann zu gehäuften Krankenhausaufenthalten führen. Neben ökonomischen Aspekten stellt die Angemessenheit der Medikation auch eine Frage der Patientensicherheit und ethischen Verantwortung dar. Um Änderungen in den Strukturen und im Medikationsprozess herbeizuführen, ist es wichtig, die beteiligten Berufsgruppen einzubinden. Ziel der SiMbA Studie ist es, eine Verbesserung der Medikamententherapie bei Altenheimbewohnern zu erreichen und weiters die interprofessionelle Kommunikation und Kooperation zwischen den beteiligten Ärzten, Pflegenden und Apothekern zu stärken.

Fragestellung: Kann die Angemessenheit der Medikation bei Altenheimbewohnern durch die komplexe Intervention der SiMbA Studie verbessert werden? Lässt sich durch SiMbA eine positive Beeinflussung der multiprofessionellen Kooperation und Kommunikation feststellen?

Methoden: Diese Studie wurde als nicht-randomisierte, kontrollierte Interventionsstudie konzipiert. Die komplexe Intervention umfasst:

1.
Kombinierte, professionenübergreifende Präsenz- und Online-Schulung
2.
Implementierung einer elektronischen Plattform zum interprofessionellen Informationsaustausch (Sim-Pl)
3.
Strukturierte, interprofessionelle Medikationsüberprüfung und -Adaptierung

Primärer Endpunkt ist die Angemessenheit der Medikation, gemessen mit dem Medication Appropriateness Index (MAI). Sekundäre Endpunkte sind assoziierte Merkmale der Bewohner wie Mobilität, Entwicklung eines Delirs und Ernährungszustand. Die multiprofessionelle Kooperation und Kommunikation wird mittels strukturierten Interviews evaluiert. Eine Verbesserung des MAI um zumindest 3 Punkte wurde als relevant erachtet.

Ergebnisse: Polypharmazie (> als 5 Präparate) lag bei 89,6% der Bewohner vor. In der Interventionsgruppe konnte eine deutliche nachhaltige Verbesserung des MAI erreicht werden. Die Verbesserung des MAI lag im Schnitt in der Interventionsgruppe bei 3,3 und in der Kontrollgruppe bei 1,3 Punkten. Die multiprofessionelle Kooperation wurde durch SiMbA verbessert.

Diskussion: Durch die regelmäßige Überprüfung der Medikation unter Einbindung aller beteiligten Berufsgruppen können die Medikamentensicherheit erhöht und unerwünschte Arzneimittelinteraktionen vermieden werden.

Take Home Message für die Praxis: Gemeinsame Schulungen und der digitale Informationsaustausch können zur Stärkung der interprofessionellen Kooperation beitragen. Besonders die Expertise der ApothekerInnen kann als wertvolle Ressource in der Praxis stärker eingesetzt werden.