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Entwicklung eines interprofessionellen Lehrmoduls „Komplementäre und Integrative Medizin“ – Implikationen für die Hausarztpraxis
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Veröffentlicht: | 11. September 2019 |
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Hintergrund: Die Anwendung komplementärmedizinischer Verfahren (KM) ist in Deutschland weit verbreitet [1]. Umso wichtiger erscheint eine evidenzbasierte Ausbildung aller Gesundheitsberufe in KM, um fundiert beraten zu können.
Fragestellung: Ziel des Projekts war es, ein interprofessionelles Lehrmodul „Komplementäre und Integrative Medizin“ für Medizin-, Pflege- und Physiotherapiestudierende zu entwickeln basierend auf den Bedürfnissen Studierender, den der Patienten sowie den professionellen Anforderungen innerhalb von KM.
Methoden: Die Curriculumsentwicklung folgte dem Sechs-Stufen-Plan von Kern et al. [2]. Die Bedarfserhebungen erfolgten von 2017 bis 2018 mittels Fokusgruppen und Einzelinterviews von KM-Anwendern, quantitativer Patientenbefragung, Studierendenbefragung sowie einer Online-Befragung von Mitarbeitern eines Universitätsklinikums.
Die qualitativen Daten wurden transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Auswertung der quantitativen Daten war rein deskriptiv.
Ergebnisse: Vorgestellt werden die quantitativen Daten.
Insgesamt nahmen 220 von 750 (29%) Patienten an der Befragung teil. Auf einer Skala von 0 („gar kein Interesse“) bis 10 („sehr großes Interesse“) waren die Patienten mit einem Mittelwert von 8 sehr interessiert an KM als Teil ihrer Behandlung. Angewendet wurden vor allem Manuelle Medizin bzw. Therapie (62 %), Homöopathie (50 %) und Phytotherapie (45 %). Behandler waren unter anderem Ärzte (52 %), Physiotherapeuten (42 %) und Heilpraktiker (19 %).
An der Studierendenbefragung nahmen insgesamt 680 von 738 (92 %) der zur Studienteilnahme eingeladenen Studierenden teil. Auf einer Skala von 0 („gar nicht wichtig“) bis 10 („absolut wichtig“) hielten die Studierenden KM für ihren späteren Beruf mit einem Mittelwert von 6 für eher wichtig. Beschreiben können sie am ehesten Akupunktur (78 %), Entspannungstechniken (75 %) und Ernährungstherapie (71 %).
Die 208 teilnehmenden UKSH-Mitarbeiter gaben als am häufigsten durchgeführte KM Ernährungstherapie (16 %), Entspannungstechniken (16 %) und Phytotherapie (15%) an.
Diskussion: Studierende, Patienten und teilnehmende Klinikumsmitarbeiter schätzen die Relevanz von KM hoch ein. Studierende sollten daher curricular auf dem Niveau „Beratungskompetenz“ vorbereitet werden.
Take Home Message für die Praxis: Zu den häufigsten Verfahren sollte im Rahmen des Studiums zumindest eine Beratungskompetenz erreicht werden.