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53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

Erlangen, 12. - 14.09.2019

Systematischer Vergleich von Smartphone-Apps für Patienten zum Thema Hypertonie

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Arian Karimzadeh - Universitätsklinikum Bonn (AöR)/Medizinische Fakultät der Universität Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland
  • Frauke Leupold - Universitätsklinikum Bonn (AöR)/Medizinische Fakultät der Universität Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland
  • Birgitta Weltermann - Universitätsklinikum Bonn (AöR)/Medizinische Fakultät der Universität Bonn, Institut für Hausarztmedizin, Bonn, Deutschland

53. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Erlangen, 12.-14.09.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV52-02

doi: 10.3205/19degam092, urn:nbn:de:0183-19degam0926

Veröffentlicht: 11. September 2019

© 2019 Karimzadeh et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Tausende Gesundheits-Apps werden jährlich veröffentlicht (Free et al. 2013; Jamaladin 2018). Blutdruck-Apps können wirksame Mittel zur Unterstützung von Hypertoniebehandlungen sein (Logan 2013). In dieser Studie werden Apps zur Hypertoniebehandlung systematisch hinsichtlich ihrer Funktionen verglichen (Kumar et al. 2015).

Fragestellung: Erhebung der Funktionen in verfügbaren Blutdruck-Apps zur Behandlung von Hypertonie.

Methoden: Zuerst wurde eine systematische App-Suche in den App-Stores durchgeführt. Am 20.11.2018 wurden 2381 Apps (Google play: 1395; iTunes: 986) zu den Schlagwörtern „Blutdruck“, „Bluthochdruck“, „Hypertonie“, „Bloodpressure“, „Hypertension“ und „BP“ identifiziert. Zunächst wurden alle Apps ausgeschlossen, die nicht die konventionelle Blutdruckmessung mit Hilfe von Oberarm- oder Handgelenksgeräten unterstützen. Apps, die eine Download-Anzahl unter 5000 und eine Bewertung unter 3,5 Sternen (< 70 Rezensionen) haben, wurden ebenfalls nicht betrachtet.

Die verbleibenden Apps wurden hinsichtlich folgender Funktionen bewertet:

1.
Hypertonieschulung;
2.
Trackingfunktion;
3.
adhärenzfördernde Funktion;
4.
Datenexportmöglichkeit;
5.
Adressen von Selbsthilfegruppen;
6.
Möglichkeit der Kopplung von Blutdruckmessgerät und Smartphone.

Ergänzend wurden

1.
die Beteiligung von Fachgesellschaften,
2.
die App-Gütesiegel
3.
und die Leitlinienintegration

betrachtet.

Ergebnisse: Elf Apps wurden in dieser Studie eingeschlossen. Die Auswertung der Funktionen ist wie folgt:

1.
Hypertonieschulung: Information (9%), Folgeerkrankungen (9%), Ernährung (9%), Aktivität (18%) und Therapie (9%);
2.
Trackingfunktion: Eingabe von Blutdruckwerten und Puls (100%), Blutdruckverlauf (90%), BMI (81%), Laborwerte (36%) und Salzaufnahme (9%);
3.
adhärenzfördernde Funktion: Reminder zur Medikamenteneinnahme (45%) und Blutdruckmessung (45%), Medikamentenplan und -eingabe (9%);
4.
Datenexportmöglichkeit (100%);
5.
Adressen von Selbsthilfegruppen (0%);
6.
Möglichkeit der Kopplung von Blutdruck-Messgerät und Smartphone (54%);
7.
Beteiligung einer Fachgesellschaft (45%);
8.
Überprüfung der App-Gütesiegel (18%);
9.
die Leitlinienintegration (36%).

Diskussion: Während alle Apps eine Blutdruckverlaufsdokumentation und -export ermöglichen, sind die Aspekte Patientenschulung, Medikamentenplan oder -eingabe, Adressen von Selbsthilfegruppen, Überprüfung der App-Gütesiegel und Leitlinienintegration selten beachtet. Die Ergebnisse werden zur Entwicklung unserer Innovationsfond-geförderten PIA-Blutdruck-App verwendet.

Take Home Message für die Praxis: Blutdruck-Apps haben das Potential, die Versorgung zu verbessern. Jedoch müssen die Apps hinsichtlich ihrer Funktionen überprüft werden.