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Systematischer Vergleich von Smartphone-Apps für Patienten zum Thema Hypertonie
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Veröffentlicht: | 11. September 2019 |
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Hintergrund: Tausende Gesundheits-Apps werden jährlich veröffentlicht (Free et al. 2013; Jamaladin 2018). Blutdruck-Apps können wirksame Mittel zur Unterstützung von Hypertoniebehandlungen sein (Logan 2013). In dieser Studie werden Apps zur Hypertoniebehandlung systematisch hinsichtlich ihrer Funktionen verglichen (Kumar et al. 2015).
Fragestellung: Erhebung der Funktionen in verfügbaren Blutdruck-Apps zur Behandlung von Hypertonie.
Methoden: Zuerst wurde eine systematische App-Suche in den App-Stores durchgeführt. Am 20.11.2018 wurden 2381 Apps (Google play: 1395; iTunes: 986) zu den Schlagwörtern „Blutdruck“, „Bluthochdruck“, „Hypertonie“, „Bloodpressure“, „Hypertension“ und „BP“ identifiziert. Zunächst wurden alle Apps ausgeschlossen, die nicht die konventionelle Blutdruckmessung mit Hilfe von Oberarm- oder Handgelenksgeräten unterstützen. Apps, die eine Download-Anzahl unter 5000 und eine Bewertung unter 3,5 Sternen (< 70 Rezensionen) haben, wurden ebenfalls nicht betrachtet.
Die verbleibenden Apps wurden hinsichtlich folgender Funktionen bewertet:
- 1.
- Hypertonieschulung;
- 2.
- Trackingfunktion;
- 3.
- adhärenzfördernde Funktion;
- 4.
- Datenexportmöglichkeit;
- 5.
- Adressen von Selbsthilfegruppen;
- 6.
- Möglichkeit der Kopplung von Blutdruckmessgerät und Smartphone.
Ergänzend wurden
- 1.
- die Beteiligung von Fachgesellschaften,
- 2.
- die App-Gütesiegel
- 3.
- und die Leitlinienintegration
betrachtet.
Ergebnisse: Elf Apps wurden in dieser Studie eingeschlossen. Die Auswertung der Funktionen ist wie folgt:
- 1.
- Hypertonieschulung: Information (9%), Folgeerkrankungen (9%), Ernährung (9%), Aktivität (18%) und Therapie (9%);
- 2.
- Trackingfunktion: Eingabe von Blutdruckwerten und Puls (100%), Blutdruckverlauf (90%), BMI (81%), Laborwerte (36%) und Salzaufnahme (9%);
- 3.
- adhärenzfördernde Funktion: Reminder zur Medikamenteneinnahme (45%) und Blutdruckmessung (45%), Medikamentenplan und -eingabe (9%);
- 4.
- Datenexportmöglichkeit (100%);
- 5.
- Adressen von Selbsthilfegruppen (0%);
- 6.
- Möglichkeit der Kopplung von Blutdruck-Messgerät und Smartphone (54%);
- 7.
- Beteiligung einer Fachgesellschaft (45%);
- 8.
- Überprüfung der App-Gütesiegel (18%);
- 9.
- die Leitlinienintegration (36%).
Diskussion: Während alle Apps eine Blutdruckverlaufsdokumentation und -export ermöglichen, sind die Aspekte Patientenschulung, Medikamentenplan oder -eingabe, Adressen von Selbsthilfegruppen, Überprüfung der App-Gütesiegel und Leitlinienintegration selten beachtet. Die Ergebnisse werden zur Entwicklung unserer Innovationsfond-geförderten PIA-Blutdruck-App verwendet.
Take Home Message für die Praxis: Blutdruck-Apps haben das Potential, die Versorgung zu verbessern. Jedoch müssen die Apps hinsichtlich ihrer Funktionen überprüft werden.